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  • Geballte Information: „Unimog – Alle Typen, alle Modelle, alle Daten seit 1946“

    Peter Schneider, Jahrgang 1936, schuf in den letzten 20 Jahren unter anderem ein Standardwerk zum Unimog

    „Alles aus dem Schneider!“

    In zwanzig Jahren entstand ein Unimog-Standardwerk von Peter Schneider

    Von Michael Wessel

    Die meisten Autoren von Unimog-Büchern sind in der Szene bekannt, da sie auch bei Unimog-Großveranstaltungen oder im Unimog-Museum Vorträge halten oder in Fachartikeln mit Foto abgebildet sind. Anders ist es bei Peter Schneider. Er arbeitet unermüdlich eher im Stillen.

    2001 war für mich ein besonderes Jahr, denn da haben wir in Gaggenau „50 Jahre Mercedes-Benz Unimog“ gefeiert. Ich war Organisator und zugleich Vorsitzender des Unimog-Club Gaggenau. 2001 war aber auch für Peter Schneider ein besonderes Jahr, denn da erhielt er vom Motorbuch Verlag den Auftrag, einen Unimog-Typenkompass – verteilt auf zwei Ausgaben – zu schreiben. Profiliert hatte er sich für diese Aufgabe durch vorherige Veröffentlichungen über Lanz, Fendt und John Deere. So unter anderem auch mit dem Buchtitel “Die NSU-Story”. Diese hatten eine besonders positive Resonanz. Unimog war für ihn zwar kein Neuland aber er musste sich trotzdem erst in die Thematik und Vielfalt reinknien.

    Die beiden kleinen Bände “Typenkompass Unimog” waren für Peter Scheider der Einstieg in die Unimog-Welt.

     

    Bei der Suche nach passendem Bildmaterial besuchte mich im Jahr 2001 Peter Schneider in Gaggenau. In einigen Fällen konnte ich gleich helfen und weitere Bilder nachreichen. Schon nach kurzer Zeit kamen diese ersten beiden Bände auf den Markt.

    Inzwischen hat sich Peter Schneider mit seinen Veröffentlichungen zum Unimog in der Szene einen Namen gemacht und jetzt eine neue überarbeitete Ausgabe seines Standardwerkes „Unimog – Alle Typen, alle Modelle, alle Daten seit 1946“ – wie immer im Motorbuch Verlag  – mit 440 Seiten (!) auf den Markt gebracht.

    Dies habe ich zum Anlass genommen, nach rund 20 Jahren Peter Schneider (PS) zu den Jahren dazwischen zu befragen.

    MW:

    Sie hatten zwar Vorerfahrungen durch die Veröffentlichungen zu anderen Marken, wie groß war die Herausforderung, die ersten beiden Ausgaben „Typenkompass Unimog“ zu schreiben und wie gingen Sie vor?

    PS:

    Eigentlich war der Einstieg in dieses spezielle Thema für mich nicht allzu schwer, denn von der redaktionellen Arbeit her machte ich gleich da weiter, wo ich nach meiner beruflich aktiven Zeit in der Porsche-Öffentlichkeitsarbeit als Museumsleiter aufgehört hatte. Im Vorruhestand angekommen, wurde nun mein Beruf zum vielbeschäftigten Hobby.

    Doch angefangen hat alles bereits schon in den 1960er Jahren, als ich in die NSU Presse- und Werbeabteilung kam, wo ich Gelegenheit hatte, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von der Pike auf zu lernen. Dabei sollte der Neuaufbau des „Historischen NSU-Archivs“ als zusätzliches Betätigungsfeld zum „Schlüsselerlebnis“ für mein künftiges Berufsleben werden. Bald war ich ausgewiesener Fachmann in Sachen NSU-Geschichte und meine Archivarbeit wurde zu einem neuen und festen Bestandteil der erfolgreichen NSU-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Vor allem hatte ich Gelegenheit, nationale und internationale Journalisten und Fachbuch-Autoren mit wichtiger Recherchearbeit redaktionell zu unterstützen. Diese Arbeit sollte meinen weiteren Berufsweg entscheidend beeinflussen, denn sowohl die Neugestaltung und Leitung des BMW-Museums in München als auch später die Leitung des Porsche-Museums in Stuttgart-Zuffenhausen trugen meine Handschrift. Zahlreiche Privat-Museen unterstützte ich zudem mit Rat und Tat.

    Vor allem ist es mir im Rahmen meiner Pressearbeit gelungen, die Firmengeschichte wie auch das historische Firmenarchiv als einen wichtigen Bestandsteil der Öffentlichkeitsarbeit in den jeweiligen Firmen zu integrieren. Schon bei meiner Arbeit in der NSU-Presseabteilung hatte ich beruflichen Kontakt zu dem Journalisten und Buchautor Werner Oswald, dessen Fachbücher mich von Anfang an begeisterten. Dieser Kontakt setzte sich dann in der BMW-Presseabteilung und danach in der Porsche-Pressearbeit fort.

    Und weil ich einen Neigungsberuf hatte, machte ich auch im Rentenalter so weiter und intensivierte deshalb meine langen und guten Kontakte zum Stuttgarter Motorbuchverlag. Mein erster Kontakt zu Unimog begann im Juni 2001 mit Recherchen im Werk Gaggenau für meine erste Unimog-Typenkompass Ausgabe. Unterstützt wurde ich vor allem von der Daimler-Presseabteilung und vom Mercedes-Museum, wo mir meine guten persönlichen Kontakte eine große Hilfe waren. So hatte ich einen guten und vertraulichen Zugang zu den großen und vielen wohlgehüteten Schätzen des Zentralarchivs. Was nun folgte, glich einer Entdeckungsreise durch die Tiefen des Mercedes-Benz Classic-Archivs. Jetzt war Fleiß und Durchstehvermögen angesagt, denn „was man gerne macht, macht man auch gut“. Zugute kamen mir jetzt mein Wissen und meine Erfahrung als langjähriger Museumsfachmann in der Archivarbeit sowohl bei NSU als auch bei BMW und Porsche.

    MW:

    Der Typenkompass war dann jeweils ein nettes kleines Nachschlagewerk für Unimog-Einsteiger und wurde daher sehr gut nachgefragt. War dies der Grund, groß einzusteigen und bis 2006 ein umfangreiches Nachschlagewerk zum Unimog und MB-trac  mit dem Titel „Unimog – Alle Modelle seit 1948“ mit damals bereits 390 Seiten zusammenzustellen? Das war ja auch eine extreme Fleißarbeit in wenigen Jahren.

     

    Der Titel im Jahr 2006

    PS:

    Die große Menge an Daten, Zahlen, Bilder und Quellen als Ergebnis meiner Recherchen für die ersten Unimog-Typenkompass-Ausgaben, ließ tatsächlich nicht nur bei mir, sondern auch beim Motorbuchverlag den Wunsch aufkommen, mehr daraus zu machen. Damit schloss sich der Kreis zu Werner Oswald, dessen Fachbücher als Standardwerk gewissenhaft recherchiert, umfassend und top aktuell, übersichtlich und gut strukturiert, sowie die Typengeschichte und Typenkunde bis ins Detail aufzeigten. Werner Oswald glänzte mit fundierter und umfassender Beschreibung, die sich mit einer großen Anzahl verschiedener Tabellen, detailgenaue Auskunft über Technische Daten, Programmübersicht, Bauzeiten, Produktionszahlen und Preise zu allen Typen, Modelle, Varianten und Baumuster als besonderes Merkmal auszeichneten. Werner Oswalds Standardwerke avancierte deshalb zu einer Art „verlängerte Werkbank der Firmenarchive“. Und diesen Anspruch strebte ich auch für mein großes Unimog-Buch an.

    Was dabei heraus kam, war dann auch ein Standardwerk über die vollständige Unimog-Typengeschichte und -Typenkunde seit 1946. Mit großer PC-Fleißarbeit habe ich das ausschließlich nur analog gesammelte und mir zur Verfügung stehende Archivmaterial in die moderne digitale Bild- und Datenerfassung umgewandelt.

     

    Und so sah der Titel 2011 aus

     

    ….. und so 2019

     

    MW:

    Wieviel Zeit investieren Sie tendenziell in die jeweiligen Ausgaben, was sind Ihre Quellen dafür?  

    PS:

    Aller Anfang ist schwer. Je tiefer ich in die Materie Unimog eindrang, umso größer wurde mein Quellenvolumen. Deshalb gab ich mir für die erste Ausgabe einen Zeitrahmen von etwa einem Jahr. Meine ersten Konzeptarbeiten begannen also rechtzeitig vor der vom Verlag geplanten Markterscheinung 2006.

    Die Weiterentwicklung dieses Motorbuchtitels „Unimog – Alle Typen, alle Modelle, alle Daten seit 1946“ ging schrittweise. Der ersten Auflage von 2006, in der noch im Mittelteil der MB-trac Platz gefunden hatte, folgte 2011 eine zweite, weiter verbesserte und aktualisierte Auflage. Die dritte Auflage von 2017 präsentierte sich nicht nur aktualisiert und überarbeitet, sie bekam auch ein größeres an das neue Verlagslayout angepasste Buchformat. Um Platz für die immer größere werdende Unimog-Modellpalette zu schaffen, verließ der MB-trac seinen angestammten Platz in der Buchmitte, um ein Jahr später, 2018, in einem eigenen Buchtitel „MB-TRAC, alle Modelle seit 1973“ zu erscheinen. 2021 kam eine weitere, nunmehr vierte überarbeitete und ergänzte beziehungsweise aktualisierte Neuausgabe hinzu.

    Die Stärken dieses Motorbuchtitels „Unimog-Alle Typen, alle Modelle, alle Daten seit 1946“ machen dieses Werk zu einem „Zehnkämpfer unter den Unimog-Büchern“. Aber ohne die Unterstützung hilfsbereiter Freunde und versierter Experten hätte dieses Druckwerk nicht realisiert werden können. So unterstützte mich Uwe Heintzer vom Daimler Classic-Archiv von Anfang an und ermöglichte mir den Zugang zu vielen wohlgehüteten Schätzen. Wichtige technische Unterlagen und seltenes Bildmaterial lieferten während ihrer aktiven Dienstzeit Martin Flammer, Horst-Detlef Schulz und Burkhard Hagedorn vom Unimog Vertrieb Marketing in Wörth  sowie Jürgen Barth von der Daimler Presse mit dem unkomplizierten Zugang zur Presse-Datei.

    MW:

    Verraten Sie, an welchen Buchprojekten Sie gerade arbeiten?

    PS:

    Mit Drucklegung und der Markteinführung der aktuellen Unimog-Auflage von 2021 habe ich meine aktive Autorenschaft beendet und bediene meine Buchtitel künftig nur noch, wenn erforderlich, im Bereich „hegen und pflegen“. Damit endet eine seit den 1970er Jahren bestehende Verbindung zum Motorbuchverlag Stuttgart, der mich von Anfang an unterstützte. Dafür bin ich sehr dankbar.

    Dass ich durch mein faszinierendes Hobby die Möglichkeit bekam, seltene und oft auch unbekannte Schätze der Unimog-Geschichte aus dem Werksarchiv, wie auch aus Privatsammlungen zu finden und in meinen Büchern der Öffentlichkeit und vor allem den vielen Sammler und Unimog-Freunde zugänglich zu machen, das macht mich dankbar und stolz zugleich.

    MW:

    Abschließend kann ich zur aktuellen Ausgabe von „Unimog – Alle Typen, alle Modelle, alle Daten seit 1946“ mit 660 Abbildungen nur gratulieren. Und wenn jemand fragt, woher manche Unimog-Informationen stammen, kann ich dann sicherlich weiterhin sagen: „Alles aus dem Schneider!“

    Zu guter Letzt der Titel des aktuellen Werkes von 2021

     

     Buchvorstellung „Unimog – Alle Typen, alle Modelle, alle Daten seit 1946“

    Der Motorbuch Verlag schreibt zur aktuellen Ausgabe von „Unimog – Alle Typen, alle Modelle, alle Daten seit 1946“:

    In der Nachkriegszeit als Universal-Motor-Gerät für landwirtschaftliche Anwendungen entwickelt, ist der Unimog heute ein Fahrzeug, das in 160 Ländern als bester Allrad-Lkw und Inbegriff von Zuverlässigkeit und Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten gilt. Peter Schneider, in Sachen Unimog kein Unbekannter, legt hier eine Typologie der Extraklasse vor, die in über 300 Datentabellen alle Typen, Formen und Varianten des Alleskönners seit 1946 bis ins Detail erfasst. So entstand eine ausführliche Darstellung der Unimog-Historie, umfassend überarbeitet und erweitert, mit einer Fülle an neuem Bildmaterial. Ein absoluter Steadyseller im Programm!
    440 Seiten, 265 x 230 mm

    Erhältlich ist das Buch „Unimog – Alle Typen, alle Modelle, alle Daten seit 1946“ für 39.90 Euro im Buchhandel, im Unimog-Museum und beispielsweise über www.buchundbild.de Suchbegriff: Schneider

     

    Buch und Bild Unimog Literatur
  • Das Unimog-Schulungsgebäude neben dem Unimog-Museum

    Das Unimog-Schulungsgebäude im November 1956

    Vielen Besuchern des Unimog-Museums Gaggenau ist es vor Augen, das Gebäude daneben mit dem Schriftzug „Unimog Schulung“. Weniger bekannt ist deren Entstehungsgeschichte und frühere Nutzung. Heute schätze ich mich glücklich, bereits 2006 im Gespräch mit einigen Unimog-Pionieren für einen Beitrag im Heft‘l 51 des Unimog-Club Gaggenau diesen Fragen nachgegangen zu sein. Die weiteren Ergebnisse meiner Nachforschungen habe ich dann 2009 im Band 3 der „Geschichten rund um den Unimog“ in dem elfseitigen Beitrag „Die Unimog-Schulung in Gaggenau“ festgehalten. Alle meine damaligen Gesprächspartner wie Manfred Florus, Willi Seitz, Karlheinz Gutmann, Gustav Krettenauer und Siegfried Köppe sind heute leider nicht mehr unter uns.

    Michael Wessel

    In unserer Reihe „Best of Unimog-Heft´l” hier der Beitrag aus Nummer 51 vom August 2006:

     

    Das Feld neben der Schulung wurde permanent gepflügt und auf unterschiedliche Weise “beackert”.

     

    Besuchern aus aller Welt wurde der Unimog – meist mit landwirtschaftlichen Anbaugeräten – neben der Schulung vorgestellt.

     

    Stolz stellten sich die Lehrgangsteilnehmer mit ihren Kutten mit Mercedes-Stern dem Werkfotografen

     

    Für die Unimog-Werbung betankt Karlheinz Gutmann einen Unimog

     

    Auf dem Winklerhof – wenige Kilometer vom Unimog-Museum entfernt – wurden der Unimog ebenfalls im Einsatz gezeigt

    Das Heft 51 kann noch über den Shop des Unimog-Club Gaggenau erworben werden:

    unimog-club-gaggenau.de/shop/produkt-kategorie/unimog-heftl/page/3/

    Den Band 3 der „Geschichten rund um den Unimog“ gibt es zum Sonderpreis von 10 Euro im Unimog-Museum oder über www.buchundbild.de Suchbegriff Geschichten

    Buch und Bild Unimog Literatur
  • Unimog-Kalender mit Holzschnitt-Motiven

    “Im Märzen der Bauer seinen Unimog einspannt. Er hält seine Äcker und Wiesen instand!”

    Anfang der 1950er Jahre veröffentlichte der Unimog-Vertrieb einen Kalender mit holzschnittartigen Motiven. 1991 wurde er vom Unimog Veteranen Club als Jahresgabe nachgedruckt. Hier die einzelnen Monatsmotive (den März haben wir vorgezogen):

     

    Copyright: Mercedes-Benz AG

    Buch und Bild Unimog Literatur
  • Unimog-Faltprospekt von 1950: Geballte Information im Taschenformat

    Titel des Unimog-Faltprospekts von 1950

    Zur Messe der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft 1950 gaben Gebr. Boehringer, Göppingen, neben einem prachtvollen Unimog-Prospekt mit 16 Seiten auch einen Faltprospekt im Format DIN A 6 hoch heraus. Dabei nutzten sie viele der kleinen Grafiken sowie die Fotos, die für den Hauptprospekt bereits erstellt worden waren.

    Zwei interessante Aussagen sind darin enthalten: Der langsamste, schnellste und stärkste Schlepper seiner Klasse – das ist der UNIMOG.

    Und:

    Was fortschrittliche Landwirte fordern: Schneller arbeiten – bequemer arbeiten – mehr verdienen – das erfüllt in unübertroffener Weise der UNIMOG.

    Es ist den Werbefachleuten in hervorragender Weise gelungen, geballte Informationen in diesem Faltprospekt im Taschenformat unterzubringen.

    Insbesondere den Unimog in der Landwirtschaft zeigen die Fotos und Grafiken

     

    Weitere Einsatzmöglichkeiten und die wichtigsten technischen Daten sind hier zu finden.

    Die Messe fand bekanntlich vom 11. bis 18. Juni 1950 in Frankfurt statt. Zu diesem Zeitpunkt hatten Gebr. Boehringer wieder die Genehmigung zur Herstellung von Werkzeugmaschinen erhalten – ihr früheres Kerngeschäft. Aufträge kamen in großer Zahl anlässlich der Messe rein. Andererseits war die Produktion des Unimog ab Februar 1949 nur schleppend angelaufen. Es ist also anzunehmen, dass die ersten Gespräche mit dem Ziel einer zukünftigen Übernahme der Produktion des Unimog durch Daimler-Benz bereits parallel stattfanden. Schließlich wurde dies am 27. Oktober 1950 beschlossen.

    Der Prospekt hat die Scheidemann-Nummer A 3. Weitere Unimog-Propekte gibt es von Boehringer nicht.

    Michael Wessel

    Auch auf einer Messe in der Stadt der Produktion, in Göppingen, kam 1950 der Messestand der DLG Frankfurt zum Einsatz – und sicher wurden die beiden neuen Prospekte auch dort verteilt.

     

    Buch und Bild Unimog Literatur
  • Der Unimog-Club Gaggenau ist jetzt in 46 Ländern vertreten

    Nimmt gerne weitere Mitglieder im Unimog-Club Gaggenau auf: Vorstandsmitglied Claudio Lazzarini, Kassier, vor einem “Dieseli” im Unimog-Museum Gaggenau. Dort ist er Leiter des Kuratoriums.    Foto: Michael Wessel

    Im Januar konnte Claudio Lazzarini, der Kassier des Unimog-Club Gaggenau, ein neues Mitglied aus Peru begrüßen. Damit hat der Club jetzt Mitglieder in 46 Ländern. Diese verteilen sich wie folgt:

    6778 Deutschland, 260 Schweiz, 215 Österreich, 98 Niederlande, 66 Italien, 48 Brasilien, 30 Frankreich, 20 USA, je 17 Belgien und Liechtenstein, je 10 Luxemburg, Norwegen und United Kingdom, je 7 Australien, Finnland und Kanada, 6 Spanien, 5 China, 4 Schweden, je 3 Chile, Dänemark, Portugal und Tschechien, je 2 Griechenland, Island, Südafrika und Ungarn, je 1 Abu Dabi, Andorra, Argentinien, Beilize, Indonesien, Irland, Japan, Katar, Kroatien, Malaysia, Mexiko, Neuguinea, Neuseeland, Peru, Polen, Russland, Singapur, Slowenien und Türkei.

    Im Januar 2022: Jeden Tag zwei neue Mitglieder

    Die zweite gute Nachricht des Kassiers des Unimog-Club Gaggenau: Im Januar kamen 61 Mitglieder hinzu. Das waren – wie in früheren Zeiten – wieder rund zwei neue Mitglieder am Tag.

    Für 2022 könnte man sich das Ziel setzen, die 50 Länder voll zu bekommen und bei der Mitgliederzahl die 8000 zu erreichen. Aber weiterhin gilt natürlich: Klasse statt Masse.

    MW

    Henne Unimog
  • Der prachtvolle Unimog-Prospekt zur DLG 1950

    Auf der Titelseite des Unimog-Prospekts von 1950 pflügt ein Bauer seinen Acker

    Zur Ausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Frankfurt vom 11. bis 18. Juni 1950 erschien ein aufwändiger 16seitiger Unimog-Prospekt des damaligen Produzenten, der Maschinenfabrik Gebrüder Boehringer. Mit über 800.000 Besuchern verzeichnete die DLG einen bisher unübertroffenen Besucherrekord. Ein Anziehungspunkt war der Unimog-Stand.

    In seinem Katalog der Unimog-Prospekte der Pionierjahre – veröffentlicht ab 1995 in den Journalen des Unimog Veteranen Club – bezeichnet der langjährige Vorsitzende des Clubs, Wilfried Scheidemann, diesen heute sehr seltenen Prospekt als den “Klassiker”. Er hat die Scheidemann-Nummer A 2.

    Auf der farbigen Titelseite wird der Unimog als “Schlepper, Arbeitsmaschine und Transporter in einem” angeboten. Im Innern fällt das klare Layout auf. Zunächst werden die Vorteile des Unimog kurz beschrieben. Dann folgen mit Fotos und netten kleinen Grafiken die ausführlichen Beschreibungen der damals bereits erkannten vielen Einsatzgebiete bis hin zur Feuerwehr. Das Militär fehlt aus verständlichen Gründen allerdings noch. Im Innenteil wird das Geheimnis der Vielseitigkeit des Unimog gelüftet. Am Schluss folgen die obligatorischen “Technischen Daten” bevor auf der Rückseite kurz das Montagewerk vorgestellt wird.

     

    Zunächst werden die Vorzüge des Unimog knapp beschrieben. Das abgebildete Kartoffellegegerät hat die Marktreife nie erreicht.

     

    Beschrieben werden die Vorteile der Ladepritsche – zumal sie der herkömmliche Schlepper nicht hat. Auf einer kleinen Grafik sitzen gleich acht Personen auf der Pritsch. Nun, nach dem Krieg waren die meinsten Menschen schlank. Abgebildet werden eine Säh- und eine Kartoffelerntemaschine.

     

    Der hier noch angebotene vorn angebaute Grasmäher hat sich nicht bewährt und daher wurdee die Produkion eingestellt. Ein großer Erfolg war jedoch das seitlich angebaute Mörtl-Mähwerk. Fahrer ist der heute 94jährige Roland Feix.

     

    “Spielend zieht der Unimog den schweren Zapfwellen-Bindemäher” heißt es zum ersten Einsatzfoto. Der Unimog kam mit seinen 25 PS hier allerdings an seine Grenzen. Eindrucksvoll wird der Unimog als stationäre Kraftquelle mittels Riemenabtrieb gezeigt. An dieser Stelle wird auch der Einsatz als Feuerwehr-Hilfsfahrzeug angepriesen.

     

    Im Innenteil werden anhand einer hervorragend gemachten Zeichnung die Elemente und Vorteile des Unimog beschrieben

     

    Beschrieben werden die Vorteile des Allranantriebs und der Differentilasperren für Hinter- und Vorderachsen ebenso wie die optimale Gewichtsbelastung der Vorderachse durch den Motor.

     

    Eindrucksvoll wird dargestellt, wie dank OM 636 und günstigen Getriebeübersetzungen eine einzigartige Zugleistung erreicht wird.

     

    Vorgestellt werden vordere und hintere Seilwinden, die von den jeweiligen Zapfwellen angetrieben werden.

     

    Auf den vorletzten Seiten werden die “Technischen Daten” ausführlich vorgestellt. Beim Bild mit der “Baumpflege” dank motorangetriebenem Spritzaggregat kommen heute gesundheitsbezogene Bedenken auf.

     

    Kurz wird die Maschinenfabrik Gebrüder Boehringer vorgestellt bevor nochmals Rückmeldungen aus der Praxis aufgeführt werden.

    Soweit der 16seitige Prospekt zum Boehringer-Unimog. Nach Übernahme des Unimog-Bereichs von Boehringer zu Daimler-Benz erschien 1951 in gleichem Layout und mit vielen identischen Inhalten aber auch neuen Texten und Fotos ein 20seitiger Prospekt. Das Bild mit dem vorn angebaute Grasmäher ist natürlich nicht mehr mit dabei.

    Diesen Unimog-Prospekt von 1951 gibt es in mehreren Auflagen und Sprachen

     

    Dieser Prospekt hat die Scheidemann-Nummer B 1. Es gibt drei Auflagen und einen gekennzeichneten Nachdruck des Unimog Veteranen Club. Er liegt auch mit englischem und italienischem Text vor. Möglicherweise gibt es ihn anderen Sprachversionen – gegebenenfalls bitte Nachricht an den Autor.

    Die dritte Auflage des Prospekts von 1951 ist für 10 Euro bei Buch&Bild noch erhältlich: www.buchundbild.de – Suchbegriff: Prospekt 229

    Michael Wessel, Januar 2022

    Ergänzung vom 6. Februar 2022: Hans-Jürgen Schöpfer schreibt, dass es diesen Prospekt auch in französischer Sprache gibt. Danke für die Information.

     

    Monika Boehringer verteilte auf der DLG 1950 diesen und andere Prospekte und führte das Kartoffellegegerät mit vor. Dazu erscheint hier parallel  der Beitrag “Mein Moggele” – Leseprobe aus Band 3 der “Geschichten rund um den Unimog”.

    Monika Boehringer vor dem Unimog-Messestand auf der DLG 1950 Foto: privat

    Buch und Bild Unimog Literatur
  • Im Juni 2001: Großes Fest in Gaggenau anlässlich “50 Jahre Mercedes-Benz Unimog”

    Titel des Unimog-Heft’l 31 zum Fest “50 Jahre Mercedes-Benz Unimog” Ausschnitt).

    Dieses Fest vergessen die Teilnehmer sicher nicht!

    Wenn in einem Gespräch vom Fest “50 Jahre Mercedes-Benz Unimog” am 9. und 10. Juni 2001 die Rede ist, kommen viele Teilnehmer ins Schwärmen. Es war ein großes und sehr abwechslungsreiches Fest mit rund 30.000 Besuchern und 532 Unimog. Und es hätten mehr Fahrzeuge sein können, wenn die Teilnehmerzahl nicht von Anfang an begrenzt worden wäre.

    Wir wollen in der unimog-community.de eine Reihe “Best of Unimog-Heft’l” starten. Aufgrund der schönen Erinnerungen habe ich einen umfang- und ideenreichen Beitrag von Carl-Heinz Vogler aus Heft’l 31 vom Juli 2001 ausgewählt.

    Ich hatte zwei Hüte auf: Im damaligen DaimlerCrysler-Werk war ich der Projektverantwortliche und im Unimog-Club Gaggenau, dem Mit-Veranstalter, war ich der 1. Vorsitzende. In meinem Vorwort zum Heft’l 31 habe ich mich bei den zahlreichen Unterstützern und Helfern bedankt. Rückschauend ist es mir ein besonderes Anliegen, ganz herzlich meiner damaligen Mitarbeiterin Waltraud Trapp zu danken. Sie hat sich für dieses Fest – wie für viele andere Veranstaltungen in “unserem Benzwerk” – ganz besonders engagiert und dabei ihre bekannte Herzlichkeit selbst unter besonderer Belastung nie verloren.

    Viel Spaß beim Rückblick!

    Michael Wessel

    Vorwort zu Heft’l 31

    Und hier der Bild-Bericht von Carl-Heinz Vogler:

    Soweit der Bericht zum Unimog-Fest 2001.

    Die dabei bekanntgegebene bevorstehende Verlagerung der Unimog-Montage nach Wörth im Folgejahr beflügelte Überlegungen im Unimog-Club Gaggenau, ein Unimog-Museum zu bauen. Stefan Schwaab, der heutige 1. Vorsitzende des Vereins Unimog-Museum damals: “Jetzt oder nie! Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist!”

    Übrigens: Das Heft’l 31 und viele weitere sind im Shop des Unimog-Club noch erhältlich:

    unimog-club-gaggenau.de/shop/produkt-kategorie/unimog-heftl/

    Sackmann Unimog
  • “Meine Moggele” – Leseprobe aus Band 3 der “Geschichten rund um den Unimog”

    Monika Boehringer verteilt Prospekte vor dem Messestand des Unimog auf der DLG 1950

    In den drei Bänden der “Geschichten rund um den Unimog” berichten übewiegend Zeitzeugen, was sie in den Pionierjahren des Unimog mit diesem Alleskönner erlebt haben. So im Band 3 die Stieftochter von Wolfgang Boehringer, der bei Gebrüder Boehringer in Göppingen die Unimog-Montage leitete.

    Februar 2006: Schneechaos im Berchtesgadener Land. Die Feuerwehr befreit Monika und Ingo Boehringer in ihrem Haus in Bischofswiesen von den Schneemassen. „Boehringer’? Haben Sie etwas mit Unimog zu tun?“ fragt ein Feuerwehrmann. „Ja, ich habe die Anfänge in Göppingen miterlebt und sogar auf der Ausstellung, der DLG 1950 in Frankfurt, Prospekte verteilt!“ antwortete Monika Boehringer. In ihrer Familienchronik hat der Unimog eine besondere Bedeutung. Hier ihre Erinnerungen an die Göppinger Zeit:

    Monika Boehringer

    Mein Moggele

    Er stand auf dem Hof vor der Fabrikhalle, hochbeinig, etwas unbeholfen wie ein zu groß geratenes Spielzeugauto. Schön war er eigentlich nicht, aber er schaute mit seinen kleinen Scheinwerferaugen so lieb aus, dass man ihn gern haben musste.

    Ungewohnt war der Einstieg: hinter dem Vorderrad ein Tritt wie bei einer Kutsche oder wie der Steigbügel eines Pferdes. Nur mit Schwung erreichte man den Sitz. Dafür saß man nun beängstigend hoch und blickte direkt auf die Straße. Das Fahrzeug besaß keine Motorhaube – es fehlte die Schnauze. Dafür gab es ein Führerhaus und ein Faltdach mit Gestänge, über das Militärstoff gespannt war, das gehalten und gestrafft wurde von Lederriemen mit Metallschließen, die an Gürtel erinnerten. Der Blick rückwärts auf die Ladefläche war entweder frei und luftig oder man konnte bei ungünstiger Witterung ein Rollo herunterlassen und sah dann durch ein trübes Bakelitfenster. Die Ladefläche war aus schweren Holzteilen gefertigt. Drei Seiten konnten herunter geklappt werden – es sah dann aus, als hätte das Fahrzeug einen Rock an.

    So sah ich den Unimog erstmals im Frühjahr 1947 auf dem Fabrikgelände von Boehringer in Göppingen.

    Bereits im Spätjahr 1945 kam Wolfgang Boehringer aus dem Krieg zurück und wurde 1946 Geschäftsführer bei der Firma Gebrüder Boehringer. Im gleichen Jahr beteiligten sich die Gebrüder Boehringer an der Entwicklungsgesellschaft zum Bau des Unimog. Bei der Entscheidung, eine neue Produktlinie aufzunehmen, spielte die Demontagedrohung der Siegermächte eine wesentliche Rolle. Boehringer wollte mit diesem Schritt demonstrieren, dass die Firma bereit war, sich der neuen Zeit anzupassen. Die Produktion sollte auf die Landwirtschaft konzentriert werden, wobei auch Strickmaschinen zum Programm zählten. Mit dieser Produktlinie entsprach die Firma dem Morgenthau-Plan*, der die Umwandlung Deutschlands in ein Agrarland vorsah.

    Für Wolfgang Boehringer bedeutete der Einstieg in den landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugbau die große Chance seines Lebens. Als diplomierter Landwirt verstand er viel von dieser Materie. Seine Tätigkeit ermöglichte ihm weiterhin die Nähe zur Landwirtschaft und außerdem die finanzielle Absicherung seiner Familie. Denn wieder im bürgerlichen Leben angekommen, hatte er inzwischen die Kriegerwitwe eines entfernten Vetters mit Kind geheiratet – das Kind war ich. So kam ich Anfang 1947 erstmals nach Göppingen und voller Stolz wurde uns das Wunderfahrzeug Unimog vorgeführt.

    Dieses geniale Universalgerät konnte Pflüge und Eggen ziehen. Vorne, hinten und auch an den Seiten gab es Antriebsmöglichkeiten für Mähbalken, Seilwinden, Häcksler, Holzspalter und Generatoren. Wenn ich mich nicht täusche, sah ich später auf einer Alm sogar eine Waschmaschine, die von diesem Fahrzeug angetrieben wurde.

    Der Unimog erhält ein Markenzeichen

    Das dunkelgrün gestrichene Fahrerhaus des Unimog wirkte etwas nackt – es fehlte ein Markenzeichen. Da konnte meine Mutter Abhilfe schaffen. In der Esslinger Firma Wilde+Spieth war inzwischen Wilhelm Bertz untergekommen, ein Freund aus ihren Jugendtagen, der ihre Schulfreundin geheiratet hatte. Die Familie Bertz stammte aus Brandenburg und war nach dem Krieg in einem Behelfsheim in Esslingen gelandet. Bei Wilde+Spieth, die seinerzeit in erster Linie Holz-Rollläden produzierten, fand Wilhelm Bertz eine Beschäftigung. Er war ein kreativer Mensch, künstlerisch und im grafischen Bereich hoch begabt.

    So hatte er die Idee, die Holzsandalen, die aus Holzresten gefertigt wurden, mit einem Gelenk zu versehen. Dadurch konnte man bequemer und flotter mit ihnen gehen. Aber selbst die Lederstreifen und zusätzlichen Nägel erwiesen sich in dieser Zeit als nicht leicht zu beschaffende Zutaten. Dabei kam er auch mit dem „Unimog-Einkäufer“ Hans Zabel in Kontakt, der bei Wilde+Spieth die Ladepritsche für den Unimog fertigen ließ. Und so erfuhr auch meine Mutter von der Existenz der Familie Bertz in ihrer Nachbarschaft.

     

    Wilhelm Bertz entwarf das Markenzeichen für den Unimog, den Ochsenkopf. Hier ein metallener Aufnäher für die Arbeitsanzüge der Monteure und Vorführer.

    Durch die Kontakte meiner Mutter war es nun leicht, Wilhelm Bertz in Sachen Markenzeichen um Unterstützung zu bitten. Im Herbst 1947 erschien er mit mehreren Entwürfen. Man traf sich in der Unimog-Halle und einigte sich schnell auf einen Entwurf: Die Wahl fiel einstimmig auf den Ochsenkopf. Er sollte zukünftig die etwas leere Motorhaube zieren. Man diskutierte noch über die Farben, aber die Kombination von Rot und Weiß zum Grün des Fahrzeugs war schnell geklärt.

    Auch die Diskussion über den endgültigen Namen wurde wieder aufgenommen. Verschiedene Ideen tauchten auf. Vom Jeep wusste man, dass sich der Name von „general purpose“ ableitete, was mit Universal-Zweck-Fahrzeug übersetzt werden konnte. Man wollte auf jeden Fall das Wort General vermeiden, denn das war schon wieder zu militärisch.

    Sie dachten auch an „Farmax“. Darin wäre Farm enthalten gewesen und ein wenig „amerikanisch“ wäre sicher gut. Max stand – wenn auch lateinisch – für bäuerlich. Aber der Name war leider schon besetzt durch ein Fahrzeug der Firma Gutbrod in Plochingen. Dort wurde ein Vehikel gefertigt, bei dem der Fahrer hinten saß – die Ladepritsche vor sich. Dieses Modell wurde belächelt, denn bei voll beladener Pritsche konnte der Fahrer nichts sehen. Ein weiteres Argument gegen den Namen Farmax war, dass man der Firma Fahr ins Gehege kommen könnte.

     

    Begriffe wurden diskutiert und wieder verworfen. Inzwischen war im Werk Feierabend, deshalb ging man zu uns in die Wohnung Christophstraße 35. Bei einigen Glas Most wurde weiter phantasiert und kombiniert. Es wurde spät und ich sollte schon mal zu Bett gehen. Aber mein Bett war eine Schlafcouch, und die stand im Wohnzimmer. So konnte ich die Diskussion weiter verfolgen, die letztlich darin endete, dass es bei dem früher bereits von Hans Zabel vorgeschlagenen Namen Unimog als Abkürzung für Universal-Motorgerät zunächst bleiben sollte, bis ein besserer Name gefunden sei. Man hatte die Sorge, dass der Name vom ländlichen Kundenkreis nicht angenommen würde. Der Name Unimog war also eigentlich nur ein Provisorium. Aber wie viele Provisorien hielt es bis heute. Meiner Mutter gefiel der Name jedoch besonders gut. Sie fand, er passe zu dem Ochsenkopf, den sie neu-schwäbisch mit „moggelich“ bezeichnete, denn als „Moggeleskopf“ wird auch der etwas zu groß geratene Kopf eines jungen Stieres bezeichnet. Und so passte doch eigentlich der Name zum Ochsenkopf.

    Heute gibt es ein Kinderbuch „Das Moggele“. Ich durfte im Herbst 2006 bei der Überreichung an den Vorstandsvorsitzenden der damaligen DaimlerChrysler AG, Dr. Dieter Zetsche, im Unimog-Museum mit dabei sein. Zwischen dem Abend der Begriffsfindung Unimog und dem Wiedersehen des Unimog-Prototypen im Museum lagen rund 60 Jahre.

    Mit Wilhelm Bertz waren wir noch lange verbunden. Er wurde mein nächster Vormund. Ob er für die Gestaltung des Markenzeichens je bezahlt wurde? Viel kann es nicht gewesen sein. Bertz wurde später Werbeleiter bei Hartmann in Heidenheim, die Watte und Verbandsmaterial herstellte.

    Den Entwurf für den Ochsenkopf übergab man einem Maler aus Rechberg-Hausen, der eine Schablone fertigte, mit deren Hilfe der schöne Ochsenkopf die Motorhaube zierte. Der gleiche Maler gestaltete frei Hand die Bilder auf dem Ausstellungspavillon für den Unimog auf der DLG in Frankfurt 1950.

    Unser Leben in Göppingen

    Die Wohnungsnot in Göppingen war nach dem Zweiten Weltkrieg groß. Das verschärfte sich weiter, als die Amerikaner den vorhandenen kleinen Flughafen als Militärflughafen ausbauten. Auch diese Mitarbeiter benötigten Quartiere.

    Wer von den neuen Mitarbeitern beim Unimog Familie hatte, konnte sie nicht nachkommen lassen. Wer alleine war, suchte sich ein Notquartier. Und so entstand in Baracken hinter der Unimog-Produktionshalle eine Art Unimog-Kommune, in der man die Not, aber auch die Begeisterung teilte.

    Man hörte lustige Geschichten, wie die Unimog-ler – so wurden sie innerhalb des Werkes genannt – ihren Alltag meisterten. Durch die engen Kontakte zur Landwirtschaft kamen sie an Esswaren, die dem Normalsterblichen unerreichbar waren.

    So wusste der Versuchsleiter Christian Dietrich, dass am Wohnort seiner Familie am Ammersee ein Schwein gegen eine Dosen-Verschließmaschine zu haben war. Diese Maschinen stellte Boehringer auch her. Und so kam Dietrich auf die Idee, das Schwein mit vielen Tabletten einzuschläfern. Es würde ja ohnehin bald geschlachtet. Ähnliches hatte er schon mal bei einem Ferkel ausprobiert. Es funktionierte auch diesmal: Das schlafende Schwein wurde auf der Unimog-Pritsche vertäut, schnarchte aber schon bald so laut, dass Dietrich die alsbald folgende Kontrolle nur bei laufendem Motor überstand. Er behauptete, sein Fahrzeug nicht mehr starten zu können, wenn er ausschalten würde. Eine solche Schwäche dem Unimog nachzusagen, fiel ihm damals sicher schwer. Das Schlachtfest in der Baracke ernährte die Mannschaft für eine Weile.

    Es meldeten sich nicht nur Leute, die am oder für den Unimog arbeiten wollten. Es kamen auch die ersten Interessenten, die einen Unimog kaufen wollten. Erst wenige Exemplare waren produziert – alle in Handarbeit. Man befand sich noch in der Testphase für die Anwendung des Fahrzeugs.

    Für die schwäbische klein gegliederte Landwirtschaft rund um Göppingen war der Unimog fast zu anspruchsvoll. Zwar lief ein Testfahrzeug im Gutsbetrieb des Grafen Rechberg auf dem Staufeneck und bei dem Grafen Degenfeld in Donzdorf, aber der Unimog sollte auch große Felder bearbeiten und  in der Forstwirtschaft zum Einsatz kommen.

    Was heute weitgehend vergessen ist: Zum Morgenthau-Plan* gehörte auch eine Bodenreform. Große landwirtschaftliche Flächen in einer Hand sollten aufgeteilt werden. Nun gab es in unserer Gegend kaum Betriebe, die so groß waren, dass sie von diesem Plan betroffen gewesen wären. Wenn, dann waren es Güter in adligem Besitz. Dort half man sich, indem man nominell unter der adligen Verwandtschaft aufteilte, die nach dem Krieg in den Westen geflohen war. Es gab diese Fälle auch bei uns. Töchter dieser Verwandtschaft waren mit mir in der Schule oder beim Reitunterricht – wie Iris von Stülpnagel oder Edda von Lindeiner.

    Aber die größten Güter lagen natürlich in Bayern, wie für uns Bayern überhaupt das Land war, in dem noch Milch und Honig floss. Deshalb war man sehr aufgeschlossen, als die ersten Interessenten aus Bayern kamen.

    Unimog der Vorserie von 100 Boehringer-Unimog in Bayern – erkennbar am Gitter vor den Scheinwerfern.

    Einer war der Freiherr von Aretin. Er hatte großen Grund- und Waldbesitz, gehörte dem neu gegründeten Bauernpräsidium an und war nebenbei der Onkel der später berühmten Fernsehansagerin Annette von Aretin. Der Baron war ein typischer Vertreter seines Standes mit Lodenmantel und Gamsbarthut. Er sprach ausgeprägt – aber sehr gepflegt – bayrisch und brachte immer etwas Nahrhaftes für die Unimog-ler mit.

    Ebenfalls aus Bayern kam ein Herr Brühschwein. Er war Funktionär im Bauernverband. Daher nahm man seinen Besuch sehr ernst und Wolfgang Boehringer übte mit uns ein, seinen Namen deutlich als „Brüsch-Wein“ auszusprechen. Dazu mussten wir einen richtigen Anlauf nehmen – doch lieber vermieden wir die namentliche Anrede, während er sich selbst als Brühschwein vorstellte.

    Boehringer-Vorserien-Unimog als Zugmaschine des Hofbräuhauses Traunstein

    Aus Traunstein kam Fritz Sailer mit Sohn. Der hatte nicht nur eine große Landwirtschaft, sondern auch ein großes Brauhaus mit Biergarten. Diese Kombination brachte meinen Stiefvater Wolfgang Boehringer auf den Gedanken, dass ich später einen Bierbrauer heiraten sollte, möglichst noch mit eigenem Jagdrevier – an beidem hatte er starkes Interesse.

     

    Dann gab es noch den „Daxenberger“ aus Unterwössen-Marquartstein. Auch bei ihm war zeitweise der Unimog im Einsatz. Dafür brachte er immer Käse mit. Unsere ersten Ferien verbrachten wir bei Herrn Blösl auf dem Daxenberg. Dort nahm mein Stiefvater Schuhplattler-Unterricht, und in Sailer’s Biergarten dirigierte er die Blaskapelle. Unser Leben wurde durch den Unimog sehr abwechslungsreich.

    Besonders aufregend für alle war es, als der berühmte Motorrad-Rennfahrer Ernst-Jakob Henne in Begleitung seiner Frau nach Göppingen kam. Er war von der Technik des Unimog begeistert und erkannte früh die geschäftlichen Möglichkeiten, die im Vertrieb dieses Fahrzeugs in Bayern lagen. Seine Frau nannte unser Idol zärtlich „Buberl“, ein Name, der später an einem unserer Hunde hängen blieb.

    Von Henne eingeladen, waren meine Eltern auf einem der ersten Oktoberfeste nach dem Krieg und berichteten von einem Fahrgerät, dem Rotor, bei dem man durch die Rotationskräfte an die Wand geklebt wurde.

    Ein Grund, dass die ersten Versuchs-Unimog nach Bayern gingen, war sicher auch die gemeinsame amerikanische Besatzungszone. Zu gerne hätte Wolfgang Boehringer den Unimog auch auf der Weitenburg erprobt, seiner früheren Ausbildungsstätte am oberen Lauf des Neckars. Aber diese lag in der französischen Besatzungszone. Erst später nahm man Verbindung zum Gut Werenwag an der jungen Donau auf, das zum Fürstlich Fürstenbergischen Besitz gehörte.

    Meine Mutter berichtete begeistert, dass man dort mit Handkuss empfangen wurde und dass eine bildschöne Prinzessin die Honneurs machte. Das waren die Glanzpunkte der ersten Unimog-Zeit. Der Alltag bestand aus Versuchen und Tests, alle so erfolgreich, dass es eine reine Freude war.

    Wir selbst waren jeden Sonntag, noch wurde auch am Samstag überall gearbeitet, mit dem Unimog unterwegs, meist auf der Schwäbischen Alb rund um Gruibingen in der Gegend der Wolfbühlhütte. Diese gehörte dem Esslinger Schneeschuhverein, und so traf man dort Bekannte und willige Helfer. Die Wege dort waren schlecht, steinig und steil, also genau das, was der Unimog brauchte, um seine Möglichkeiten unter Beweis zu stellen. Mit der Seilwinde zog er Stämme aus dem Wald, er schleppte schwere Anhänger und erklomm Schrägen, bei denen jedes andere Fahrzeug umgestürzt wäre.

    Der mutigste Fahrer war Roland Feix, genannt der Feixle. Er war als Heimatvertriebener mit seinen Eltern aus Eger in den Westen gekommen und ganz jung bei Boehringer eingetreten. Als Jüngster in der Mannschaft, ungeheuer begeisterungsfähig, nimmermüde, mit einem für uns besonders nett und höflich klingendem Dialekt böhmischer Färbung hatte er das besondere Wohlwollen meines Stiefvaters.

    Den heute 94jährigen Roland Feix hatte Monika Boehringer besonders ins Herz geschlossen.

    Er hatte, wie man sagt, beim Chef „einen Stein im Brett“. Arbeits- und Freizeit waren nicht getrennt, und so nahm der Feixle an unserem Familienleben teil. Die Familie besaß eine große Streuobstwiese am Stadtrand, und deshalb nahm man die Versuchsfahrzeuge samt Fahrer für die Arbeit dort in Anspruch.

    Wir entwickelten eine neue Methode des „Apfelbrechens“ – wie es im Schwäbischen heißt. Wir fuhren mit dem Unimog in die Lücken unter den Bäumen und von der Pritsche aus konnten zwei oder drei Personen bequem die Äpfel ernten und sie vorsichtig in die Kisten legen. Selbst der Fahrer pflückte die von seiner Position aus erreichbaren Äpfel. Dann wurde der Unimog umdirigiert. Dazu gab mein Stiefvater die Anweisungen an Roland Feix, denn er selbst konnte nicht fahren. Durch eine Kriegsverletzung war er etwas behindert.

    Es hieß auch, dass der Unimog schwer zu fahren sei. Man musste Zwischengas geben und das Zuschalten von Allrad und Differentialsperre wollte gekonnt sein. Umso mehr erweckte der Feixle Bewunderung. Er galt als der Mann mit dem absoluten Gehör für den Motor. Mit ihm fahren zu dürfen war mein größtes Glück und nur ungern räumte ich meinen Beifahrersitz und ging auf die Ladepritsche. Viel lustiger war es, vorne zu dritt zu sitzen, obwohl Schalthebel und Handbremse weitere Annäherungen unmöglich machten.

    Mein Idol hatte ein kühn geschnittenes Profil, einen sauber gezogenen Scheitel und mit seinen immer schönen roten Backen sah er wie ein frisch polierter Apfel aus. Meine Bewunderung, wenn er so souverän durch das Gelände fuhr, mischte sich mit dem Stolz, neben ihm sitzen zu dürfen. Geredet wurde nicht allzu viel, dazu waren die Motorgeräusche zu laut. Wir verständigten uns mit Zeichen. Traurig war es immer, wenn es – wie beim Pferd – „Absitzen“ hieß.

    Ich hoffe nur, mein Idol hat von meiner damaligen Begeisterung für ihn nicht allzu viel bemerkt, ich war gerade mal zwölf Jahre alt. Eine Großaufnahme vom Unimog mit Roland Feix am Steuer hing jahrelang neben meinem Bett.

    Von den Testfahrten am Wochenende rund um Gruibingen ist mir eine in besonderer Erinnerung. Wo immer der Unimog aufkreuzte, erregte er Aufmerksamkeit, und viele wollten mitfahren. Auch damals galt das Prinzip: Besser schlecht gefahren als gut gelaufen!

    Wir hatten mal wieder Leute vom Ort mitgenommen und fuhren über Stock und Stein auf der Alb herum. Unter Gejohle und Gelächter saßen Jung und Alt auf der Pritsche und wurden kräftig durchgeschüttelt. Bodenwellen nahm unser Feixle so, dass die Leute richtig in die Luft flogen. Beim Absteigen sagte dann eine Bäuerin: „ Wenn mein A…. aus Glas wär, wär er jetzert hee!“ Sie meinte damit natürlich, wenn ihr Allerwertester aus Glas bestünde, wäre er jetzt kaputt.

    Die DLG in Frankfurt 1950

     Der Höhepunkt in meinem Leben mit dem Unimog war, dass ich 1950 mit auf die Ausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Frankfurt durfte. Man hatte mich dafür einfach aus der Schule genommen. Schließlich wurde ich gebraucht. Das musste der Lehrer einsehen. Frankfurt war der nördlichste Punkt, den ich bis dahin erreicht hatte. Wir wohnten in einem sehr feinen Hotel in der Nähe des Messegeländes, dem „Hessischen Hof“.

    Natürlich hatte ich von den Vorbereitungen schon einiges mitbekommen. Als Messestand diente ein Fertighaus der Firma Kübler, die in Göppingen in unmittelbarer Nähe unserer Unimog-Halle die ersten Fertighäuser produzierte. Die Werbeflächen mit dem Firmennamen und kühn gemalten Bildern vom Unimog im Einsatz hatte der bereits erwähnte Malermeister aus Rechberghausen gestaltet. In dem Messehäuschen waren zwei Räume: ein so genanntes Chefzimmer und ein Raum, in dem Kunden beraten wurden. Hinzu kam eine kleine Küche, in der meine Mutter wirkte und eine Terrasse für das Fußvolk.

    Bei dieser Messe sollte dem staunenden Publikum außer dem Unimog in Normalausführung ein neues Zusatzgerät präsentiert werden: ein Kartoffel-Legegerät. Die Idee war genial. Es war für die Messe konstruiert und einmal gebaut worden, aber noch nie vorher in der Praxis getestet worden. Machte nichts. Dass die Zeit vor wichtigen Messen immer zu knapp ist, habe ich später immer wieder erlebt.

    Meine Aufgabe war es, dem Publikum das Kartoffel-Legegerät vorzuführen!

    Mein Kartoffel-Legegerät stand auf der Freifläche und erregte starke Neugier. Hinter der Ladefläche des Unimog war ein Gerät mit vier kleinen Sitzen, davor eine Art Förderband mit Raster, in die man die Kartoffeln einlegte. In gewissem Abstand gab es Löcher nach unten, durch welche die Kartoffeln in die aufgepflügte Erde fallen sollten. Ein schaufelartiges Teil sollte dann die gelegten Kartoffeln wieder mit Erde bedecken.

     

    Monika Boehringer führte auch das Kartoffellegegerät vor. Eine Marktreife erzielte es nie.

    Wie gesagt, in der Praxis war das Gerät noch nie gelaufen. Ob es je in dieser Form gebaut wurde, bin ich mir nicht sicher. Die erste Frage der Bauern galt den kleinen Sitzen. Wer sollte das Ding bedienen?

    Nun kam mein Einsatz. Ich musste mich auf so ein Sitzchen zwängen und vorführen, wie ich die Kartoffeln verteile, die mir von der Ladefläche her zufielen. Ganz selbstverständlich war, dass auf den kleinen Sitzchen die Kinder sitzen sollten. Die Frage der Kinderarbeit in der Landwirtschaft stellte sich damals noch nicht.

    Natürlich kannten wir die Schwächen unseres Geräts und hatten deshalb zur Vorführung Kartoffeln gleicher Größe mitgebracht, die ich nach der Demonstration wieder einsammeln musste.

    Das Kartoffellegegerät auf einem Prospektfoto

    Wir wurden nicht nur bestaunt, wir wurden vom Publikum so bedrängt, dass unsere Leute gar nicht mehr nachkamen, die gestellten Fragen zum Unimog zu beantworten. Also wurde auch mir ein Paket Prospekte in die Hand gedrückt und ich beantwortete Fragen, die mir in allen deutschen Dialekten gestellt wurden, mit scheinbarer Sachkenntnis. Dabei plapperte ich nur nach, was ich über Allrad, Differentialsperre und Zapfwellen aufgeschnappt hatte.

    Alles, was ich scheinbar wusste, durfte ich sagen, nur über den Preis sollte ich nicht sprechen. Denn der Unimog war teuer, sehr teuer sogar. Ich erinnere mich, dass er in der einfachsten Version 13.800 DM kosten sollte. Wir bezeichneten ihn als den Mercedes unter den Schleppern, wie wahr sollte es werden! Wenn die Preisfrage auftauchte, gab ich ernsthafte Interessenten an die „Kollegen“ auf der Veranda weiter. Unterschriften unter Kaufverträge wurden im Chefzimmer geleistet.

    Die Belohnung für meinen unermüdlichen Einsatz war, dass ich abends essen durfte, was ich wollte. Während sich der Chef Austern bestellte, vor denen es mir grauste, aß ich irgendwas mit Champignons, die damals in Mode gekommen waren.

    Die Messe dauerte sicher eine ganze Woche. Als ich wieder in der Schule erschien, mühten sich meine Mitschülerinnen noch immer mit dem Dreisatz ab, den ich wohl deshalb nie ganz begriffen habe.

    Der Unimog-Messestand von 1950 wurde später Gartenhäuschen  (von links: Christof Boehringer, Philipp Motz, Monika Wagner (Boehringer) Claudia Kopp)

    Aus dem Messehäuschen wurde später ein Gartenhäuschen auf dem Grundstück der Familie – geeignet für flotte Parties.

    Nicht nur durch gemeinsame Erlebnisse war man zu einer regelrechten Unimog-Familie zusammengewachsen. Wir fuhren zusammen zum Ski- oder Schlittenfahren in das Landhaus der Boehringers im Schwarzwald. Die Fotos können es beweisen.

    Wenn ich von der Unimog-Familie spreche, dann muss ich zugeben, dass die Frauen benachteiligt waren. Ihre Männer waren fast mehr mit dem Unimog als mit ihnen verheiratet. Aber die Frauen waren echte Pionierfrauen. Ich denke an Frau Friedrich, Frau Dietrich, Frau Grass und Frau Florus. Sie lebten lange Zeit räumlich getrennt von ihren Männern und zogen jeweils zwei oder drei Kinder groß. Ob Heinrich Rößler oder Hans Zabel außer mit dem Unimog überhaupt verheiratet waren, erinnere ich mich nicht.

    Unimog für die Schweiz

    Ein wichtiges Kapitel in der Unimog-Geschichte begann 1948 mit dem Besuch von Eddy Hof aus der Schweiz. Er war ein ehemaliger Oberst der Schweizer Armee, der sich freiberuflich betätigte und ein Auge auf den Unimog für die Ausrüstung der Schweizer Armee geworfen hatte.

    Unimog-Vorführung bei der Schweizer Armee

    Dieser Gedanke schien zunächst völlig abwegig. Man wollte die Auflagen der Besatzungsmächte erfüllen und hatte von Rüstung und Militär gründlich genug. Eddy Hof erschien sehr oft in Göppingen und verwöhnte uns mit Geschenken in Form von Kugelschreibern und Bananen. Wir konnten den Verlockungen nicht widerstehen und reisten Anfang 1950 in die Schweiz.  ???

    Es war damals noch sehr schwierig, in die Schweiz zu kommen. Wir mussten über Vorarlberg einreisen und bekamen nur ein sehr beschränktes Devisenkontingent zugeteilt. Da wir eine Tante in der Schweiz hatten und unsere Hotelrechnung in Zürich auf wundersame Weise beglichen worden war, konnten wir über den Gotthard bis nach Lugano fahren.

    Wenn bekanntlich die ersten 50 Unimog für die Schweizer Armee noch in Göppingen gefertigt wurden, so muss der Vertrag während dieser Reise geschlossen worden sein.

    Das Ende des Unimog in Göppingen rückte näher, als sich der Vertrag mit Daimler-Benz über die Lieferung von 600 Motoren dem Ende zu neigte und Daimler auf den Kauf des Unimog-Geschäfts drängte.

    Alle Mitarbeiter sollten übernommen werden, und auch mein Stiefvater wäre gerne mitgegangen. Um sich günstig zu präsentieren, fuhr er gemeinsam mit meiner Mutter nach Mannheim zu Direktor Holzner. Der Gedanke, schon wieder umzuziehen, Schule und Freundinnen zu wechseln, war mir gar nicht recht. Waren wir doch erst zwei Jahre zuvor aus Esslingen nach Göppingen übersiedelt. Und so war ich glückselig, als aus Mannheim gleich eine glatte Absage kam.

     

    Zum Abschied des Unimog von Göppingen entstand dieses Foto

     Der Abzug des Unimog aus Göppingen war für uns alle traurig. Viele schöne Freundschaften waren in dieser Zeit entstanden. Für meinen Stiefvater war es in beruflicher Sicht sicher die interessanteste Zeit seines Lebens. Die Ehe mit meiner Mutter wurde später geschieden. Ich hieß damals Monika Wagner. Später habe ich Ingo Boehringer geheiratet, einen Neffen meines Stiefvaters.

    *Vom Morgenthau-Plan gab es nur einen Entwurf. Er wurde nie verabschiedet. Aber durch Indiskretion oder gewollte Propaganda wurden Teile davon während des Zweiten Weltkriegs bekannt.

    Fotos: Mercedes-Benz, Hofbräuhaus Traunstein, Sammlung Michael Wessel und Roland Feix

    Der Band 3 der “Geschichten rund um den Unimog” ist zum Sonderpreis von 10 Euro im Unimog-Museum und über www.buchundbild.de  erhältlich.

    = www.buchundbild.de/de/neuheiten/buch-geschichten-rund-um-unimog-band-3-sonderpreis-604001042

     

    Merex Unimog
  • Der Unimog-Kalender von 1956

    Unimog-Kalender haben eine lange Tradition. In den Anfangsjahren fielen sie sehr unterschiedlich aus. Dies je nachdem, welcher Künstler mit der Gestaltung beauftragt wurde. 1956 war es allerdings ein Fotokalender mit Motiven aus aller Welt. Sie Schwarz-Weiss-Bilder wurden im Atelier nachtäglich coloriert.

    Februar: Ein begehrtes Expeditionsfahrzeug am Popocatepetl – Foto: Ursel Bernath, Mexico D. F.

    Hier auch die Motiver der weiteren Monate im Jahr 1956:

     

    Titel des Kalenders von 1956: “Tags auf dem Feld, abends Milchtransport. Im Württembergischen Haupt- und Landesgestüt.” Werkfoto

     

    Januar: “Kraftvoll und wendig in der Industrie. Im Ruhrgebiet.” Foto: Kempen, Duisburg-Hamborn

     

    März: “Schichtholz im Bestand geladen.Bei der Murgschifferschaft.” Foto: Arndt, Rastatt

     

    April: “Aus dem Wein- und Gartenbau nicht mehr wegzudenken.” Markplatz in Eßlingen. Werkfoto

     

    Mai: “Schnelligkeit entscheidet bei der Schädlingsbekämpfung. Winklerhof bei Gaggenau/Baden” – Foto Enerie-Verlag, Heidelberg

     

    Juni: “Mäharbeit – im Hintergrund Gaggenau.” Werkfoto

     

    Juli: “Bergfreudig mit höchster Belastung. Hohenneuffen, Burgwirtschaft.” Werkfoto

     

    August: “Mit Frontbinder und Grubber. Auf der Schwäbischen Alb.” Foto: Ing. J. Reschke

     

    September: “Mähen und Häcksel” – Foto Ing. J. Reschke

     

    Oktober : “Schrittmacher der rationellen Forstarbeit. Beim Markgräfli. Badischen Forstamt Zwingenberg-Blum” Foto-Vogt, Heidelberg

     

    November: “Der Pflug, Urbild der Bodenbearbeitung.”

     

    Dezember: “Saubere Arbeit beim Schneefräsen. Im Schwarzwald.” Werkfoto

     

     

    Buch und Bild Unimog Literatur
  • Unimog-Prospekt des Monats Januar 2022

    Vorderseite des ersten Unimog-Prospektes zur DLG 1948

    Ein bebilderte Aufstellung mit den Prospekten der Unimog-Pionierjahre verdanken wir dem früheren langjährigen Vorsitzenden des Unimog Veteranen Club, Wilfried Scheidemann. An ihr orientieren wir uns bei der Vorstellung der ersten Unimog-Prospekte.

    Für die Ausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft 1948 in Frankfurt ließ die Maschinenfabrik Gebrüder Boehringer, Göppingen, einen zweifarbigem doppelseitigen Prospekt im Format A4 drucken.

    Dieser zeigt auf der Vorderseite einen Prototypen des Unimog aus der Fertigung von Erhard&Söhne in Schwäbisch Gmünd. Außerdem den neu entwickelten Schriftzug mit dem Ochsenkopf. Hierzu schrieb Chefkonstrukteurs Heinrich Rößler in einer Chronik*: „Aus den vielen Entwürfen für ein geeignetes Firmenzeichen, das die „Kraft“, den „Allradantrieb“ und die „Qualität“ darstellen sollte, wurden die angekreuzten Vorschläge** ausgewählt. Da der Ochsenkopf jedoch in romanischen Ländern als ein „zarter Hinweis auf eheliche Seitensprünge“ angesehen wird, mußte dieses Zeichen bald wieder verlassen werden“.

    Angepriesen wird der Unimog dann als „ein modernes Fahrzeug für die Land u. Forstwirtschaft“ und als „mehr als vollwertiger Ersatz für Pferde, mehr als ein Schlepper – das ist der UNIMOG!“

    Es folgt eine Aufzählung der Einsatzgebiete als Ackerschlepper, Motormäher, Transportfahrzeug, Waldschlepper und als Kraftquelle, „die mit vorderer und hinterer Zapfwelle und seitlichem Riemenscheiben-Abtrieb zu vielseitigem Einsatz brauchbar ist.“

    Die Rückseite zeigt verschiedene Einsatzbeispiele und listet die wesentlichen technischen Daten auf. (mehr …)

    Buch und Bild Unimog Literatur