Hallo Leute,
da es gerade zu meinem aktuellen Projekt passt, ergänze ich hier mal an den alten Beitrag.
Vorab ein paar Infos zum OM602:
Die neue Motorengenration OM601/602/603 aus den W201 und W124 war gegenüber den Vorgängern OM6015/616/617 eine völlige Neuentwicklung. Mehr Laufkultur, hohe Leistungsausbeute, geringerer Verbrauch, niedriges Gewicht und stark reduzierter Schadstoffausstoß sind einige der Vorteile. Die Reibungsverluste im Motor wurden um rund 20% reduziert, ein automatisch nachspannender, breiter Flachriemen sorgt für den Antrieb sämtlicher Nebenaggregate, Ventile mit Hydrostößel, automatische Anhebung der Leerlaufdrehzahl nach dem Kaltstart sind ein paar wesentliche Vorteile der neuen Motoren. Die Motoren hatten seiner Zeit sogar die höchste Literleistung aller am Markt befindlicher PKW-Serienmotoren (Saugmotoren). Daß diese Motoren dabei auch noch extrem zuverlässig und haltbar waren haben in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Taxis bewiesen. Laufleistungen weit über 500.000km waren nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel.
Speziell für den Einsatz im Transporter hat Mercedes den OM 601 und 602 noch weiter entwickelt, um dann 1989 auch im T1 Einzug zu erhalten:
Der Hubraum wurde pro Zylinder vergrößert, was beim OM602 von 2,5 Liter zu 2,9 Liter geführt hat. Gegenüber dem 2,5-Liter Motor ist die Leistung zwar nur leicht gestiegen, das Drehmoment aber deutlich über den gesamten Drehzahlbereich gewachsen und die Nenndrehzahl wurde gleichzeitig um 600/min auf 3800/min gesenkt. Der OM602 wiegt 64kg weniger als der Vorgänger OM617. Der Motor hat einen Ölkühler sowie Spritzölkühlung der Kolben, die mechanisch gesteuerte Reiheneinspritzpume hat eine automatische Höhenkorrektur und verhindert damit Rauch bei Bergfahrten. Eine weitere Regelung der Einspritzpumpe ist die drehzahlabhängige Plus-/Minusangleichung, wodurch sich bei fallender Drehzahl die Einspritzmenge bis etwa 2100/min erhöht und von 2000 bis 1000/min wiederum verringert. Das sorgt für viel Leistung und Drehmoment im mittleren Drehzahlbereich bei geringer Rußbildung. Ein Zweimassenschwungrad sorgt für gute Laufruhe.
Für den Unimog 404 ist gerade dieser 2,9 Liter Motor besonders interessant. Nicht nur wegen dieser Vorteile, er "passt" auch besser in den 404: das Ansaugrohr vom Transportermotor passt ohne Änderungen in den Mog (das breite Ansaugrohr von den PKW-Motoren passt nicht in das Unimog-Fahrerhaus). Außerdem ist die Anordnung des Ölfiltergehäuses nach unten ganz praktisch. Und nicht zuletzt die vom Getriebe getrennte, verschraubte Kupplungsglocke, die einen Einbau an das 404-Getriebe recht einfach macht.
Eine Drehzahlreduzierung durch 12,5er Reifen macht beim Dieselmotor ohnehin Sinn – und erst recht für den 2,9-Liter Motor. Der Motor dreht bis 3800/min, in der Ausführung mit Automatikgetriebe war er auf 4000/min eingestellt und hatte dann 98PS. Für den Einsatz im Unimog bietet sich also an, die Abregeldrehzahl etwas zu erhöhen um den nutzbaren Drehzahlbereich noch etwas zu erweitern. Mit 3800/min wäre die Höchstgeschwindigkeit ca. 95km/h, mit 4000/min sind ca. 100km/h möglich (das kann beim Überholen ein Vorteil sein).
Das Leistungsdiragramm im Vergleich zum OM617 zeigt, daß der Leistungsvorteil durchaus nicht nur aus 7PS mehr Nennleistung besteht. Mit 12,5er Reifen dreht der Motor bei Autobahntempo 90 mit ca. 3500/min, und bei dieser Drehzahl liefert der OM602 über 10PS mehr als der OM617!
Die Drehmomentwerte zeigen, daß selbst der M130 erst bei Drehzahlen über ca. 4000/min in der Lage ist, mehr Leistung zu liefern als der OM602:
OM602: 192Nm bei 2400-2600/min
OM617: 172Nm bei 2400/min
M180: 143Nm bei 3200/min
M130: 186Nm bei 3200/min
Die vielfach bewährten Dieselumbauten auf OM617 stammen aus einer Zeit, als diese Motoren überall preiswert zu bekommen waren. Mittlerweile sind OM617 Motoren nur noch selten zu finden und dazu eher teurer als die nachfolgende Motorengenration. Ein Grund mehr, beim Gedanken an Dieselumbauten neue Wege zu gehen.
Grüße
Günter