Herzlich willkommen

Herzlich willkommen auf der Unimog-Community-Website. Seit 1999 treffen sich hier die Mercedes-Benz Unimog- und MBtrac-Enthusiasten zum Meinungsaustausch und Fachsimpeln.

Hier werden Fragen zur Technik und zur Restauration des Unimog gestellt.

Moderator: stephan

#535474
Servus Unimog-Community,

ich bin der Josef (Sepp) aus Niederbayern, bin neu in diesem Forum und habe mir letzte Woche meinen ersten Unimog 411 gekauft.

Der Unimog ist Bj 64 und kommt aus erster Hand mit 4400 h und 66 000 km. Die Historie ist komplett Nachweisbar (sogar der Beleg für einen Rahmenwechsel im Jahre 68 bei 28 000 km ist vorhanden). Das Fahrzeug war die letzten 25 Jahre nicht in gebrauch und ist trocken in einer Halle gestanden. Wenig Rost, Kabine und Faltdach gut in Schuss.
Zur Ausstattung gehören Front-, sowie Heckzapfwelle, Schneepflug, 2x3t Glogger-Winde hinter dem Führerhaus, Glogger-Frontwinde, Kippmechanismus (leider ohne Kippzylinder), alle Anbauteile mit Originalbelegen aus 64'.

Einige Teile wurden leider schon vor ettlichen Jahren separat verkauft wie z.B. Polterschild, Bergstütze, Membranen aus 2x3t, Kippzylinder.


Der Motor dreht, Startversuch wurde keiner Vorgenommen. Kupplung und Bremse ohne Widerstand und Wirkung.

Nun hätte ich mal ein paar Fragen an euch, bei denen Ihr mir hoffentlich behiflich sein könnt.
-Wie bereitet ihr den ersten Startversuch nach einer so langen Standzeit vor?
-Könnte die Kupplung z.B. verklebt bzw. verrostet oder ähnliches sein?
-Hat irgendwer Unterlagen für die 2x3t Gloggerwinde bzw. Bezugsquellen für neue Membranen?
-Gibts beim Bremskreislauf irgendwas besonderes zu beachten?

Ich würde gerne Bilder anhängen, leider hab ich momentan keine auf dem PC und der Unimog ist noch mit der Spedition unterwegs.

Vielen Dank im vorraus
Gruß Sepp
#535480
Hallo Sepp
kritisch sind dabei die Haupt- und Pleuellager. Die können dann verklebt sein und im schlimmsten Falle mitgedreht werden.
Wenn du die Möglichkeit hast, würde ich mit einer Ölpumpe am Ölfilter vorher die Ölkanäle gut verpumpen.
Ich weiß, bei youtube gibt es genügend Beispiele die den Motor einfach ohne Vorbereitung anschmeißen, die Folgen holen dich später in Form erhöhtem Verschleiß ein.
#535496
Hallo Sepp,

Ölpumpe am Ölfilter ist natürlich Premium und absolut zu empfehlen.
Falls das nicht zur Verfügung steht, mindestens mit dem Anlasser drehen und gleichzeitig den Absteller ziehen, bis er Öldruck hat vor dem ersten "richtigen" starten. Anlaufschäden wg verklebter Lager verhindert man so aber nicht, weil man den Motor ja direkt zum drehen zwingt.

Außerdem...
Ölstand u Kühlwasser prüfen.
Tank spülen und neu betanken oder Dieselleitung am Filter abklemmen und frischen Sprit aus Kanister saugen lassen.
Achtung, wenn der Motor durchgeht weil er bspw. Öl aus dem Lufi verbrennt, hast Du ohne Bremse/Kupplung wenig Chancen den Motor schnell abzuwürgen. Ist unwahrscheinlich, aber wenigstens einen Lappen mal in Griffweite platzieren um ihm die Luft abzudrehen im Notfall.

Wenn Du Zeit und Geduld genug hast kann man auch noch die Glühkerzen rausdrehen, einen Schuss (weniger als ein halber Teelöffel!) Ballistol oder (schlechter) Caramba/WD40 in die Zylinder geben. Dann mal von Hand durchdrehen und ihn eine Nacht stehen lassen vor dem Start.


Bremse ohne Wiederstand deutet auf fehlende Bremsflüssigkeit/Luft im System. Nach 25 Jahren sind mindestens Schläuche und Leitungen eh zu wechseln.
Kupplung beim 411 kenne ich mich nicht aus.

Viel Glück,
Henning
#535501
Hallo Sepp und Glückwunsch zum Mog,

ich habe die Anzeige von eBay Kleinanziegen noch im Kopf von dem Fahrzeug.

Zum Startversuch wie schon geschrieben Ölversorgung sicher stellen, ich würde das Öl tauschen, Ölfilter prüfen und reinigen, Kühlwasser prüfen, Luftfilter prüfen.
Prüfe auch das Gasgestänge. Gammelt gerne fest an der Lagerung an Motorblock. Einfach das Gaspedal betätigen und schauen, ob es leichtgängig ist.
Tank prüfen, Diesel ablassen, wenn sauber neuen einfüllen oder Motor mit Kanister betreiben.
Überwurfmutter an der Einspritzdüse lösen und Kraftstoff mit der Handpumpe an der ESP vorfördern.

Kupplung kann kleben, muss aber nicht.
Prüfen, warum du keinen Widerstand spürst beim Betätigen des Kupplungspedal. Bewegt sich der Kupplungshebel an der Glocke?
Sichtprüfung durch Sichtschlitz ob die Gabel i.O. ist.

"Bremskreislauf". Es handelt sich um ein Hydraulisches Einkreisbremssystem.
Kennst du dich damit aus oder jemand in deinem Umfeld?
Nach 25 Jahren wird sicher alles defekt sein. D.h. Hauptbremszylinder, 4x Radbremszylinder, alle Schläuche, die meisten Leitungen, Bremsbeläge überaltert.
Auch wenn noch Leitungen i.O. sein sollten würde ich alle erneuern. Da sammelt sich Schmutz und Rost und landet dann in den neuen Bremskomponenten.
Trommeln auf Verschleißgrenze prüfen und evtl. austauschen oder abdrehen lassen.

Pflichtlektüre für das Hobby:
Ersatzteilliste
Werkstatthandbuch
Erhältlich bei z.B. Buch und Bild.

Einiges ist jetzt doppelt, da der Henning wohl zur selben Zeit seinen Artikel verfasst hat.
Ich würde das Glühkerzen raus drehen zunächst nicht machen.
Ich habe das auch gemacht und es hatte sich leider ziemlich viel Rost im Gewinde gelöst und ist dann in die Vorkammer gefallen und dann gelangt es in den Zylinder. Auch mit dem Staubsauger habe ich nicht alles wieder heraus bekommen.
Habe dann den Kopf abgebaut.

Grüße
Tobias
#535511
Servus zusammen,
wow, danke für die detailreichen Antworten von euch.

Zum Thema Ölpumpe und Kanäle spühlen habe ich noch eine Frage..
Würde das mit einer Pumpe wie z.B. für den Akkuschrauber auch funktionieren?

Welche Rep.-Anleitung brauche ich denn für den Unimog mit langem Radstand, also mit neuer Achsvariante?
Habe gelesen, dass es dafür auch zwei Unterschiedliche Anleitungen geben soll.
Vielleicht kann mich mal wer per PN kontaktieren, wäre toll.

Dankbare Grüße
Sepp
#535528
Hi Sepp,

für Mitleser schreibe ich es öffentlich, sonst stellen sich andere die selbe Frage:
Du hast einen 411.119.
Du benötigst folgendes Werkstatthandbuch:
Buch und Bild ArtNr. 104001005 . Es sind 2 Bände. Preis 195€.
Ja, ist nicht günstig, lohnt sich aber im weiteren Restaurierungsprozess und ist eine einmalige Anschaffung. Oder du schaust bei den üblichen Kleinanzeigenmärkten oder hier im Forum. Ab und zu stehen mal gebrauchte Exemplare online aber nicht sehr häufig.

Bzgl. Ölpumpe für den Akkuschrauber. Kenne die Pumpe nicht, aber kann mir vorstellen das es geht. Aus Interesse: Hast du ein Bild und ein technisches Datenblatt?

Grüße

Tobias
#535545
Hallo Sepp,
warum eine externe Pumpe anschließen. Wechsle das Motoröl, reinige den ölfilter.
Entferne den Öldruckschalter und schließe einen öldruckmesser an.
Nun bei gezogenen Abstellhebel den Motor einige male drehen lassen.
Wenn sich ein Öldruck aufbaut und das Öl sich bis zu den Kipphebeln verteilt, ( Durch den Öleinfülldeckel leuchten ) würde ich einen Startversuch wagen. Als ölfüllung kannst du Konservierungsöl verwenden.
Muß natürlich später wieder abgelassen werden.
Alle anderen Maßnahmen wurden weiter oben schon beschrieben.
Viel Spaß mit dem Unimog

Gruß Franz
#535547
Hallo Sepp,
Ist natürlich alles berechtigt , was hier vorgetragen wird.

So handhabe ich das, bin aber nur gelernter Heizungsbauer und "Hausmeister"
Am Unimog schraube ich erst seit 1988.
Wenn sich der Motor von Hand drehen lässt, sollte keine Lagerschale kleben und dadurch wird auch schon Öl gepumpt.
Es ist sinnvoll, erst mal alle alten Öle abzulassen um alten Dreck zu entfernen. Frisches dünnes, billiges Motoröl einfüllen zum Spülen. Dann sollte man den Motor schon mal entlasten und die Glühkerzen rausschrauben, der Kompressionsdruck fehlt dann schonmal.
Ist das alles geschehen kann mann mit dem Anlasser den Motorölkreislauf durchpumpen.
Nur die Nockenwelle hat dann noch Druck über die Ventilsteuerung.

Ich habe das bei Motorinbetriebnahme meisst so gehandhabt, aber auch schon oft die "brutale" direkte Kaltstartversion mit alten Betriebsstoffen.


Gruß
Jochen
#535551
Hallo
auch das Durchdrehen von Hand und Starten ohne Kraftstoffzufuhr ist ein Trockenlauf in den Lagern. Es ist jedem selbst überlassen, wie er sein Fahrzeug behandelt oder ruiniert.
Bei Tipps für Neulinge sollte man aber besser die Finger von der Tastatur lassen oder auf die technischen Folgen hinweisen, sofern man davon Ahnung hat.
Ich habe zwei Motoren und einen Kompressor, die nach wesentlich kürzerer Standzeit unter solchen Methoden gelitten haben.

@ Sepp
die Impellerpumpe für den Akkubohrer wird es nicht bringen. Zur Not einen Druckluftkessel mit ein bis zwei Liter öl gefüllt und dann mit 5 bis 6bar Luftdruck eingedrückt.
#535572
Hallo ,
für die Reanimation von Scheunenfunden kann ich als Lektüre die Zeitschrift Oldtimer Markt Nr. 5/2019 und 6/2019 empfelen.
Hier wird beschrieben, wie ein Experte einen Scheunenfund ( Amerikanischen PKw ) verantwortungsvoll reanimiert hat.
Bei der " Ausmottung " handelt es sich zwar um einen Amerikanischen PKW, doch speziell beim Motor sind einige Arbeitsschritte zum Unimogmotor om 636 identisch.

So hat der Experte die Ölwanne abgenommen und die Ölpumpe, Kurbelwellenlager und Pleuellager überprüft, das dürfte mit eingebauten Motor beim Unimog schwierig werden.
Die Zylinderlaufbahnen hat der Experte mit einem Endoskop untersucht, nachdem ein paar Tage zuvor durch die Zündkerzenbohrungen etwas Rostlöser eingesprüht wurde und der Motor danach von Hand durchgedreht wurde.
Auch der Ventildeckel wurde abgenommen und die Ventillagerung überprüft .

Zum Starten wurde dann beim PKW die Klemme 15 von der Zündspule abgenommen und der Anlasser bei ausgebauten Zündkerzen betätigt bis die Öldruckkontrolle ausging. Danach die Zündkerzen wieder eingebaut, Klemme 15 wieder an die Zündspule angeklemmt und den Motor bei offenen Ventildeckel gestartet bis öl an den Ventilhebeln austrat.

Mit einigen " Abwandlungen " kann auch so der Om 636 im Unimog bis auf die Einspritzanlage überprüft werden.

Bei der Einspritzpumpe sollte der Seitendeckel abgenommen werden und bei betätigen des Abstellhebels geprüft werden, ob sich die Einspritzkolben leicht drehen. Auch eine Portion Rostlöser in der Einspritzpumpe schadet nicht, wenn er nach einigen Tagen wieder mit Öl ausgespült wird.

Zum Probelauf am besten den Seitendeckel der Einspritzpumpe offenlassen und beobachten, ob kein Einspritzkolben hängenbleibt.



Und noch eine Anmerkung in eigener Sache: Auch als Neuling in diesem Forum bin ich gelernter Landmaschinenmechaniker, habe selber 2 Unimogs und war viele Jahre als Werkstattleiter tätig.

Grüße
Franz
#535577
Liebe Unimog-Freunde,

an einem DEUTZ-Motor MAH914 nach 55 Jahren Standzeit sah meine Inbetriebnahme so aus:
Schmierölpumpe zerlegen und reinigen (war völlig verharzt)
Einspritzpumpe zerlegen und reinigen (war völlig verharzt)
Frisches Öl einfüllen
Fremdantrieb einrichten und mit langsamer Drehzahl ein paar Stunden lang betreiben
Gucken, ob an allen Schmierstellen Öl austritt (ist beim DEUTZ Einzylinder natürlich einfach)

Einen "Kaltstart nach 55 Jahren" hätte der Motor definitiv nicht lange überlebt. Nun schnurrt er bei regelmäßiger Nutzung wie ein Neuer. (Hat ja auch nur ein paar Betriebsstunden.)
#535635
servus Mogler,

Ich freue mich sehr, dass ihr mir so fleißig mit euren Räten zur Seite steht und mir eure Erfahrungen mitteilt.
Wirklich bemerkenswert, wie viele Meinungen es zu dieser Thematik gibt.
Ich melde mich, wenn’s wieder was neues gibt, bzw. mein gefährliches Halbwissen wieder mal an seine Grenzen kommt :D.

Und nochmal, vielen Dank für die zahlreichen und konstruktiven Antworten!!

Lg Sepp

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