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Herzlich willkommen auf der Unimog-Community-Website. Seit 1999 treffen sich hier die Mercedes-Benz Unimog- und MBtrac-Enthusiasten zum Meinungsaustausch und Fachsimpeln.

Spezial-Forum zur Unimog-Baureihe U 404 S.

Moderatoren: stephan, krahola

#579072
Hallo liebe Forengemeinde,

heute möchte ich euch an meinem Neuzugang im vergangenen Sommer teilhaben lassen.

Seit meiner Kindheit von geländegängigen LKWs fasziniert, kaufte ich im Frühjahr 2016 einen Robur 2002A LF8. Den hatte ich damals für meinen Umzug und anschliesend für kleinere Transportaufgaben benutzt und im Herbst des selben Jahres hauptsächlich aus Platzgründen unglücklicherweise wieder veräusern müssen. An dieses Fahrzeug denke ich immer noch gerne zurück.

Nachdem mich vergangenen Sommer die Restauration einer englischen BSA A65 auf Trapp gehalten hat, arbeite ich gerade an der Instandsetzung der Kabine meines 421ers.
Nun hatte ich das Glück vergangenen Juli einen Unimog 404 TLF8 von einem netten Forumskollegen übernehmen zu können.
Der Uinmog S hat mir schon immer gefallen. Eines Abends also sitze ich am PC und schau mir ein bisschen Inserate an. Nur mal so ein bisschen rumschauen, ohne Kaufgedanken. Da fällt mir ein Inserat besonders auf. Ich meine hier im Forum einen Bericht über das Fahrzeug gelesen zu haben und tatsächlich, Bilder und Beschreibung stimmten überein. Der Vorbesitzer hatte schon viel Arbeit geleistet, nahezu das ganze Fahrgestell inkl. Brems- und Kraftstoffanlage aufgearbeitet. In den folgenden Tagen sah ich mir immer wieder die Bilder an und las mir nochmal den kompletten Beitrag hier im Forum durch.

Der Mog stand ca. 2,5 Stunden von mir entfernt. Schließlich kontaktierte ich den Verkäufer und wir verabredeten uns zu einem Besichtigungstermin. Ja, und dann stand ich davor. Der Zustand machte einen brauchbaren Eindruck, die Arbeiten die der Verkäufer am Fahrgestell und an der ersichtlichen Technik bereits durchgeführt hatte auch. Ihr kennt sicherlich alle das Gefühl, wenn man vor einem Objekt der Begierde steht und sich entscheiden muss.

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Der Motor lief nicht ganz rund, hatte Standgasprobleme und an der Zuleitung zum Vergaser tropfte Benzin. Zudem lies sich die überholte Bremsanlage nicht entlüften meinte der Verkäufer.
Kabine und Kofferaufbau waren gänzlich unangetastet und bedürfen einiger Arbeit, Schweißarbeiten sind aber nicht bzw. wenn dann nur in geringstem Umfang nötig.

Mit dabei waren noch einige Kisten Ersatzteile, die originale TDV und das Werkstatthandbuch.
Ich musste nicht lange Überlegen, wir wurden uns einig und zwei Wochen später holte ich den Unimog heim. Beim Verladen sprang er zunächst nicht an, was aber durch säubern der verölten Zündkerzen (durch wiederholtes Rangieren und Standgasbetrieb) schnell behoben war. Zu Hause angekommen bekam er einen trockenen Stellplatz und als erste Amtshandlung als neuer Unimog 404 Besitzer machte ich mich daran, den Motor richtig zum laufen zu bringen und die Undichtigkeiten am Kraftstoffsystem zu beseitigen.

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Ich las ich dem Beitrag von einer Veragserüberholung durch einen alten KFZ Meister. Aber irgendwas kam mir spanisch vor. Der Motor hatte schlechtes Standgas, lief nur mit erhöhter Drehzahl, ab und zu fing er sich mal und lief für eine kurze Zeit stabil, dann wieder wie ein Sack Nüsse. Also alles auf links gedreht, Zündung kontrolliert, Vergaser raus und in alle Einzelteile zerlegt und ab ins Ultraschallbad, alles schön gesäubert und Drosselklappenwellen auf Spiel kontrolliert. Sah danach schon viel besser aus. Das ganze mit einem neuen Dichtsatz montiert und Grundeinstellung laut WHB durchgeführt.

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Dann noch die alten Dichtungen von den Bakelitflanschen entfernt und neue angefertigt. Alles montiert und die Zuleitung am Vergaser sauber festgezogen, damit hatte sich das mit dem tropfen auch erledigt. Und siehe da. Nur in Grundeinstellung ohne Feinjustierung schon ein sauberer, weicher Motorlauf, hält Standgas, reichert an beim hochdrehen, kein patschen.

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Zündkabel muss ich noch neue anfertigen, verbaut ist der Militärische Verteiler und Zivile Kerzen. Elektrisch ist auch noch die ein oder andere Kleinigkeit zu beheben, Leitung zur Überbrückung des Vorwiderstands fehlt usw. Verdrahtung für Scheibenwischer und Beleuchtung hab ich bereits instand gesetzt bis auf die Blinker. Das meiste hat sich mit der Säuberung der Sicherungen und Sicherungshalter beheben lassen.

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Jetzt Ende Dezember im Weihnachsturlaub hab ich mich dann über die Bremsanlage gemacht. Druckentlüfter angeschlossen und ein paar Liter durchgejagt. Kam Anfangs etwas Luft, dann saubere, klare Flüssigkeit. Beim Funktionstest kein Bremsdruck. Das Spiel wiederholte ich ein paar mal, ohne Erfolg. Das Pedal ging immer langsam bis zum unteren Anschalg durch, lies sich auch nicht aufpumpen, was auf eine Luftblase im System zurückzuführen wäre. Die Radbremszylinder und Leitungen waren aber alle dicht.
Da kann was mit dem Hauptbremszylinder nicht stimmen dachte ich mir. Also alles ausgebaut und zerlegt. Und tatsächlich, sämtliche Manschetten durch. Einfach gerissen, das Gummi total hart. Der Verkäufer hatte den Zylinder erst 2 Jahre zuvor gekauft. Ich vermute, dass es sich um alten Lagerbestand gehandelt hat und das Teil seit geraumer Zeit im Lager lag.

Einen neuen Zylinder zu bestellen wäre einfach gewesen, hätte aber das selbe Problem beherbergen können, also entschied ich mich dazu alles penibel zu säubern und mit neuen Dichtungen wieder zu montieren.

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Nachdem wieder alles montiert war, funktionierte das entlüften einwandfrei. Es lies sich Bremsdruck aufbauen und bei einer kurzen Funktionsprobe auf dem Hof war ich vor Euphorie versucht das Grundstück zu verlassen und mich in den nahe gelegenen Wald auf Testfahrt zu begeben. Letztendlich hat dann aber doch die Vernunft gesiegt und ich rangierte den Mog wieder in die Halle.
Je nachdem wie es mit der Restauration des 421ers voran geht, werde ich den 404 im Sommer soweit für TÜV/Zulassung fertig machen. Bin schon gespannt was sich noch alles beim einfahren zeigen wird.

Grüße
Philip
BoSeeMog, Winni59, Schneideisen and 1 others liked this
#579109
Hallo und danke für euer Feedback!

SpatzenMog hat geschrieben:Hallo Philip,
Gratulation zum Fahrzeug von Konrad und noch mehr zur technischen Begabung. Liest sich gut und ich kann das nachvollziehen.
Ja ist tatsächlich der Mog von Konrad, einige von euch werden das Fahrzeug schon aus seinem Forumsbeitrag kennen. Der sollte ja auf eine Palmölplantage verfrachtet werden, so wie ich das mitbekommen habe. Dann war aber auf einmal die Zündspule defekt, deswegen kam es nicht zu einem Kaufvertrag. Wahrscheinlich hat er gewusst was ihn dort erwartet.
MagMog hat geschrieben:Guuden,

da ich gerade das Expositionsbild vom Vergaser sehe, in meiner TdV fehlt ausgerechnet das Bild vom explodierten Verteiler.
Kann mir da bitte geholfen werden?

Mit bestem Dank vorab!
Justus
Hallo Justus,
weder in der TDV noch im WHB hab ich eine Teilezeichnung vom Verteiler gefunden. Werde mir auf jeden Fall noch die Ersatzteilliste für den 404 besorgen, dort sollte alles abgebildet sein.

Grüße
#581966
Liebe Forengemeinde, heute möchte ich euch ein kleines Update zu meinem 404 TLF8 geben.

In den letzten Wochen bzw. Monaten gab es einiges zu tun. Angefangen hat es zu Beginn des Jahres mit einem 7 Wochen Projekt, eine Restauration einer BMW R60/5 die ich in plötzlichem Frühlingserwachen im März erstanden habe. Für alle Interessierten hier der Link zum Bericht im 2-Ventiler Forum: https://forum.2-ventiler.de/threads/bmw ... on.120369/

Danach stand die schon längst überfällige Überarbeitung des VW Polos 86c meiner Freundin an.
Dazwischen und danach wurde fleißig am Unimog gearbeitet. Ziel war es das Fahrzeug technisch einsatzklar zu machen und zuzulassen. Dafür musste natürlich noch einiges gemacht werden, was ich bereits erledigt hatte war die Überholung und grobe Einstellung des Vergasers und Instandsetzung des Hauptbremszylinders und einige Kleinigkeiten an der Elektrik.

Heute lernen wir, dass es besser ist Pleuellagerschalen nacheinander einzusetzen und was passiert bzw. passieren kann, wenn man einen Kettengesteuerten Motor rückwärts dreht.

Instandsetzung Teil 1

Ich fing also an das gesamte Fahrzeug gründlich zu inspizieren und während der Arbeiten an den verschiedenen Baugruppen merkte ich immer wieder, dass ich einen Restaurationsabbruch erstanden hatte. Schrauben von neu eingebauten Teilen waren nicht festgezogen, an vielen Stellen hingen Kabel und Massebänder herunter, einige Teile waren noch demontiert. Ich zog die Räder nach, entfernte nicht benötigte, nachträglich eingezogene Kabel, montierte noch fehlende Anbau- und Kleinteile wie Scheibenwischer usw. und montierte eine Warnblinkanlage.

Es blieben aber auch viele Fragen offen was die Arbeiten der Vorbesitzer anging.
Die beiden sanierten Tanks zum Beispiel verband ein poröser Gummischlauch. Ich baute den hinteren Tank aus und montierte einen neuen Verbindungsschlauch. Im vorderen Tank lag der Saugkorb unten drin. Als ich diesen sowie das Saugrohr entfernt hatte, stellte ich fest, dass der Saugkorb schon so aufgeweitet war, dass er schlicht und einfach nicht mehr auf dem Rohr hielt. Auch dieser wurde gegen ein Neuteil ausgewechselt. Das beste war aber eine schwarze Gummiplatte von der Größe eines Briefumschlags, die unten im Tank auf Grund lag. Vermutlich wurde diese bei der Sanierung der Tanks als Verschlussmaterial verwendet und ist dem Restaurator entglitten. Ich bekam das Teil mit einem Greifwerkzeug zu fassen, bekam aber nur Fitzel heraus weil das Ding schon so vom Kraftstoff zersetzt war, dass es förmlich zerbröselte. Schließlich gelang es mir das Teil mit einem stabilen Schweißdraht zu durchstechen und ans Tageslicht zu befördern.

Der Zug für die Motorhaubenentriegelung war extrem schwergängig, lies sich kaum ziehen. Das Problem war dadurch gelöst worden, dass unter dem Knopf am Armaturenbrett eine große Beilagscheibe montiert worden war, an der man mit beiden Händen kräftig ziehen konnte. Ich baute den Zug aus, hängte ihn auf und lies ein paar Tropfen Motoröl hineinlaufen. Anschließend alles montiert und die Haubenmechanik etwas geschmiert und alles ging butterweich, wie frisch aus dem Werk.

Der Koffer war durch den Ausbau des Löschwassertanks unten offen. Ich machte mich daran einen Laderaumboden aus Alublech einzupassen, auch wurde ein neuer Wartungsdeckel über dem hinteren Tank sowie ein Deckel zur Abdeckung der Sprechverbindung zur Kabine angefertigt. Bei letzterer war die Ledermanschette total zerrissen. Um den Innenhimmel der Kabine sah es ebenfalls nicht gut aus. Um die Dachluke hing das Teil in Fetzen nach unten, als ich es versuchte zu rekonstruieren stellte ich fest, das bereits ein größeres Stück fehlte. Ich baute den Innenhimmel kurzerhand aus. Eventuell werde ich das Teil mal von einem Sattler nachfertigen lassen, mir gefällt es aber ohne Himmel auch ganz gut.

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Dann wurde noch ein Dutzend Schrauben ergänzt die an den Scharnieren der Klappen ringsum fehlten.

Schließlich begann ich mich mit dem spannenden Teil zu beschäftigen - Motor und Mechanik des Fahrzeugs. Alle Hebel und Gestänge wurden abgeschmiert, die Handbremsseile bekamen neue Manschetten. Ein besonderer Spaß war die Einstellung des Ventilspiels, im Handbuch als "Neue Ventilsteuerung" beschrieben. Dafür gibt es ein Spezialwerkzeug, geht aber auch ohne. Dafür müssen dann bei einigen Schlepphebeln die Federbügel aus- und nach erfolgter Einstellung wieder eingehängt werden.
In meinem Fall waren ca. die Hälfte der Einlassventile zu knapp eingestellt. Der Motor wird dabei mit ausgebauten Zündkerzen mit dem Anlasser durchgedreht, wobei der Anlasser nur kurz angetippt wird. Als ich mit dem Geduldsspiel fertig war machte ich mich an die Kontrolle der Zündeinstellung. Zwei Grad vor OT steht im Handbuch, Verteilerstellung auf "früh".
Die Beschreibung stiftete etwas Verwirrung, zuerst dachte ich es handele sich um die Fliehkraftverstellung. Ich löste die Schrauben und stellte fest, dass der Verteiler bombenfest saß, lies sich auch mit Kraft nicht drehen obwohl alle Schrauben gelöst waren. Also mit Flansch (Im Handbuch als "Lager" beschrieben) ausgebaut, vorsichtig erwärmt und alles lies sich ohne Kraftaufwand demontieren. Nachdem die Teile von verharztem Fett gesäubert und neu geschmiert waren, wurde alles wieder montiert. Dann war mir auch die Funktion der Zündverstellung klar. Der Unterbrecherkontakt sah auch noch gut aus.

Bei der Grundeinstellung stellte ich dann fest,dass der Verteiler am Ventildeckel anging bevor der Unterbrecherkontakt öffnete und sich nicht mehr weiter drehen lies. Also stimmten die Steuerzeiten der Kettenräder zueinander nicht ganz. Eine leichte Drehung an der Verteilerwelle und die Prüflampe leuchtete auf. War wirklich nur minimal, ich schätze um einen Zahn. Der Motor lief, hatte aber im Standgas bei Betriebstemperatur Standgasschwankungen und ging ab und zu aus.

Kurzzeitkennzeichen

Dann kam der große Tag. Ich begab mich auf die Zulassungsstelle - eine Außenstelle der Zulassung Lauf a.d. Pegnitz- mit Fahrzeugpapieren sprich dem alten Pappbrief und einer Versicherungsbestätigung für Kurzzeitkennzeichen. Mein Anliegen war recht simpel, die Beantragung von Kurzzeitkennzeichen für eine Fahrt zur technischen Untersuchung beim TÜV. Doch es schien unter den Damen reichlich Verwirrung zu stiften.
Zuerst erklärte man mir, dies sei ein Feuerwehrfahrzeug und ich als Privatperson sei nicht zulassungsberechtigt. Ich klärte die Damen auf, dass dieses Fahrzeug abgerüstet sei was die Feuerwehrtechnische Ausrüstung sowie Signalanlage betrifft und zur Abnahme beim TÜV vorgeführt werden solle. Nach weiteren Versuchen die Daten in Ihr System einzugeben wurde ich nach ca. einer Stunde mit der Erklärung abgewiesen, das Fahrzeug sei nicht mehr im System hinterlegt und hätte keine Betriebserlaubnis mehr in Deutschland. Sie können mir kein Kurzzeitkennzeichen dafür ausstellen, ich könne das Fahrzeug nicht zulassen.

Ok, dachte ich mir. Ich packte mein Zeug ein und fuhr damit auf die Hauptstelle der Zulassung in Lauf, in der Hoffnung dort jemanden zu treffen der was von seiner Arbeit versteht. Also Nummer ziehen, ein bisschen warten bis man aufgerufen wird, der Dame am Schalter höflich sein Anliegen schildern und den Papierkram am Schalter ablegen. Routiniert ging die Dame an die Arbeit, sichtete die Papiere, füllte irgendwas handschriftlich aus, gab mir einen Zettel in die Hand und meinte ich solle schon mal die Nummernschilder machen lassen. Alles klar dachte ich mir, geht doch. Minuten später komme ich zurück mit den Schildern. Ihr Gesicht sieht aus wie Überstunden. Von weiten schon sehe ich, dass sie nichts macht. Sie starrt einfach nur auf Ihren Bildschirm, die Hände liegen links und rechts neben der Tastatur. Ich frage ob es ein Problem gibt. Sie antwortet, das Fahrzeug gibt es nicht mehr im System, ich solle einen Moment Platz nehmen.

Fast eine Stunde warte ich. Kolleginnen werden hinzugezogen, sie stehen zu dritt an einem PC, jede tut ihre Ideen kund. Zum Schluss beschließen die drei jetzt Pause zu machen, stehen auf und gehen. Der Schalter ist jetzt unbesetzt, ich sitze immer noch im Wartebereich. Dann kommt eine die sich scheinbar auskennt, zumindest mehr Ahnung zu haben scheint als Ihre Kolleginnen und macht das zeug binnen Minuten fertig. Ich nehme die Papiere in Empfang und mache mich auf den Heimweg.

Erste Testfahrt

Nachdem die Nummernschilder angebracht sind und einiges an Betriebsstoff in die Tanks gefüllt ist starte ich den Motor und lasse ihn ein wenig laufen, bis er ohne Choke stabil läuft. Als ich vom Hof fahre bemerke ich beim beschleunigen, dass der Motor patscht, das Gemisch ist zu mager. Ich wähle eine Teststrecke abseits befahrener Straßen, einen Forstweg unweit des Dorfes im Wald. Hier kann ich ungestört Fahrversuche durchführen und stelle die beiden Leerlaufgemischschrauben ein bis der Motor ohne ruckeln und patschen sauber in den Teillastbereich übergeht. Noch etwas fällt mir auf. Ein leises Klappergeräusch, wird mit zunehmender Motortemperatur lauter. Im Standgas und Schubbetrieb bergab kaum bis gar nicht zu hören, dafür unter Last umso lauter.
Als der Motor Betriebstemperatur hat ist ein lautes, hartes metallisches Klackern daraus geworden. Ich habe die innere Haube abgenommen und das Geräusch scheint direkt aus dem Kurbelgehäuse zu kommen. Das typische Geräusch eines Pleuellagerschadens. Ich bin aber noch skeptisch.

TÜV-Abnahme

Am nächsten Tag werfe ich die alte R60 an und fahre nach Altdorf an die Prüfstelle des TÜV Süd. Dort erfahre ich, dass zufälligerweise am nächsten Tag noch zwei Termine frei sind, ich kann das Fahrzeug gleich vorbei bringen. Ich fahre den Mog an die Prüfstelle und lasse ihn dort stehen.
Als ich eine Tag später von der Arbeit komme, fahre ich direkt dort hin. Der Prüfer empfängt mich freudig, meint es hätte alles geklappt, nur ein paar Kleinigkeiten. Wir gehen ans Fahrzeug und besprechen die Lage. Die Scheinwerferverstellung ist auf beiden Seiten fest und der Spurstangenkopf der Lenkstange hat etwas Spiel im Lenkstockhebel. Ich bin mit dem Servicefahrzeug meines Arbeitgebers dort und kann beides vor Ort beheben. Der Prüfer freut sich über den guten technischen Zustand vom Unimog, ich merke richtig, dass er Freude an solchen Fahrzeugen hat. Er macht die Papiere fertig, ich bezahle und hole den Mog einen Tag später heim.

Beim rangieren merke ich, dass sich die Lenksäule beim lenken leicht hin und her bewegt. Ich gehe der Sache auf den Grund und stelle fest, dass sich die drei Schrauben, die das Lenkgetriebe auf dessen Lagerflansch befestigen, etwas gelöst haben. Nachdem ich diese ordentlich angezogen habe war die Sache erledigt und alles war wieder schön fest. Dann konnte der Mog endlich zugelassen werden. Jetzt war aber immer noch das ominöse Klackergeräusch da. Das beunruhigte mich ziemlich, immerhin wollte ich den Mog jetzt hier und dort mal einsetzen. Ich entschied mich dazu die Pleuellager zu demontieren und zu kontrollieren bzw. gleich zu erneuern.

Instandsetzung Teil 2

Nachdem das Werkstatthandbuch konsultiert wurde und die neu eingetroffene Ersatzteilliste des M180 Motors studiert war, ging ich auf Ersatzteilsuche. Ernüchternd musste ich feststellen, dass es unter den angegebenen Teilenummern keine originalen Pleuellager mehr gibt, nicht mal bei Mercedes direkt, ist doch der Motor noch weit verbreitet, im W108 und W114. Ich fand einen Händler der Repro Lager anbietet. Vereinzelt fand ich original Lagersätze aus Lagerauflösungen zu Preisen für die ich einen kompletten Tauschmotor bekommen hätte. Ich entschied mich erst mal für die Reproteile und orderte diese, getreu dem Motto, wenn Schrauben regelmäßig geöffnet werden, gammeln sie nicht fest.
An einem Donnerstag Abend ging ich dann ans Werk. Motoröl ablassen, Lenkstange am Lenkstockhebel aushängen und Ölwanne demontieren.

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Die Schrauben der Ölwanne waren wirklich teilweise sehr festgegammelt, einige Innensechskant wurden rund und konnten nur durch einklopfen von Torxaufsätzen gelöst werden. Die Schrauben wurden alle penibel gesäubert und beschädigte ersetzt. Um die Ölwanne heraus zu bekommen muss das Fahrzeug vorne aus den Federn gehoben werden. Wagenheber mit Holz unter die Stoßstange setzen. Auf sicheren Stand achten, ganz wichtig. Holz muss vollflächig aufliegen, nichts verkanten und dann sachte aus den Federn heben.

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Als ich die Ölwanne heraus hatte befand sich im vorderen Bereich etwa 1 cm Ölschlamm im inneren. Ich säuberte alles penibel und entfernte die Dichtungsreste von den Dichtflächen. Rückwärts zur Schwungscheibe wo bei modernen Motoren der Kurbelwellensimmerring sitzt, befindet sich hier ein Gewebedichtring, Burgmanndichtung genannt. Besorgte ich auch neu das Teil. Da die alte aber noch relativ brauchbar aussah entschied ich mich diese erstmal verbaut zu lassen.

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Die Pleuellager

Nun kommt man an die Pleuellager heran. Damit man gut an die Muttern der Lagerdeckel heran kommt - man muss für die hinteren Zylinder über der Achse arbeiten - dreht man die Kurbelwelle so, dass der entsprechende Kolben auf UT steht. Dazu habe ich die Zündkerzen demontiert und den Motor mit einem großen flachen Schraubendreher direkt am Zahnkranz des Schwungrades durchgedreht. Ebenso habe ich die Ölpumpe demontiert.

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Nun ist es ratsam ein Lager nach dem anderen zu wechseln, da zwischen Motorblock und Kurbelwelle nicht viel Platz ist und man Gefahr läuft, beim weiteren durchdrehen das gelöste Pleuel zwischen Kurbelwelle und Block einzuklemmen.
Ich war natürlich neugierig wie die Lager aussehen und baute alle auf einmal aus. Die gelösten Pleuel führte ich von Hand nach, damit sich keins einklemmte. Ist dann aber doch passiert, was an sich keine schlimme Sache ist. Also drehte ich den Motor etwas entgegen der Laufrichtung. Plötzlich ein ratschendes Geräusch über mir aus dem Steuergehäuse. Konnte ich irgendwie nicht einordnen und dachte mir nichts weiter.
Die neuen Lager hatte ich über Nacht in Öl eingelegt.

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Die alten Lagerschalen wiesen deutliches Tragbild auf, während die Kurbelzapfen gänzlich ohne Spuren waren. Aus diesem Grund ersparte ich mir das einmessen der neuen Lagerschalen mit Plastic Gauge, spezielle Wachsstreifen die bei einer Kontrollmontage der Lager zwischengelegt werden und anschließend - zusammen mit einer vorgedruckten Karte verglichen - das Lagerspiel wiedergeben.

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Ich hatte das letzte Lager gerade ausgebaut und machte mich nach einer Inspektion der Altteile daran die neuen zu montieren. Plötzlich lies sich die Kurbelwelle nicht mehr weiter drehen. Zuerst war ich etwas verwundert. Als ich dann feststellte, dass sich das Pleuel des Kolbens der kurz vor OT stand nicht mehr Axial auf dem Kurbelzapfen bewegen lies wusste ich sofort was passiert war. Eine Kontrolle der Ventile nach abnehmen des Ventildeckels bestätigte meine Vermutung.

Wenn man sich einmal das Schema des Kettentriebs im Handbuch verinnerlicht, wird man feststellen, dass der Kettenspanner der Steuerkette konstruktionsbedingt nur in eine Richtung arbeitet. Beim rückwärts drehen der Kurbelwelle jedoch wird die Kette nicht ausreichend gespannt und überspringt. Jetzt stimmen die Steuerzeiten nicht mehr und der Kolben geht am geöffneten Ventil an. Genau das ist in meinem Fall passiert. Ich bekam den ersten Kolben auf OT und verglich die Markierungen auf Kurbel- und Nockenwelle. Stimmte natürlich nicht mehr überein.
Ich konnte das Problem aber recht schnell lösen, indem ich den Kettenspanner kurzerhand ausbaute und die Nockenwelle bei entspannter Kette wieder auf Position brachte. Die Kette hatte zwei Zähne übersprungen. Wenigstens stimmte bei der anschließenden Kontrolle der Verteiler wieder, der vorher außerhalb seines Einstellbereichs lag.

Ich montierte alles, füllte Motoröl auf und unternahm eine Probefahrt. Sind zwar immer noch Geräusche da, aber das harte laute Klackern ist verschwunden. Unter Last höre ich immer noch ein ganz leises Klackern/Rasseln unanbhängig der Motortemperatur. Evtl, die Ventile, Steuerkette oder es hat tatsächlich einer der Kurbelzapfen Schaden genommen. Die Zeit wird es zeigen. Jetzt werde ich den Mog und die neuen Lagerschalen erst mal sachte einfahren. Die Burgmanndichtung ist bis jetzt dicht.

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Erster Einsatz

Im Jagdrevier hatte ich vergangenen Winter eine umgestürzte Eiche aus dem Weg geräumt. Und weil ich noch einen Hackstock brauchte, bot sich das perfekt für den Mog an.
Traktor mit Heckcontainer oder Frontlader wäre auch was feines gewesen, stand aber nicht zur Verfügung. Wozu auch wenn man einen Unimog 404 S hat.
"Unimog- Alles andere ist Behelf" sagte mal ein kluger Mann. Für das laden von Lasten wäre eine Seilwinde im Koffer nicht schlecht, dachte ich mir. Ich durchstöberte das Netz. Eine billige Chinawinde bei der sich nach drei mal winschen das Getriebe zerlegt wollte ich nicht einbauen. Eine Bergewinde mit 3t Zuglast war schon wieder zu groß. Ich konnte eine 12V Warn Seilwinde mit knapp über 900 Kg Zuglast erstehen, reicht alle mal für meinen Gebrauch. Diese wurde auf einem Rahmen aus Winkelprofilen von 40x40 mm im Koffer montiert.

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Der elektrische Anschluss erfolgte an der ersten Batterie und dem Masseanschluss am Rahmen, sodass 12V Betriebsspannung anlagen und sich das ganze über den Batteriehauptschalter abschalten lies.

Um das Seil rückwärts nicht über das Blechprofil laufen zu lassen, machte ich mir noch einen Abend lang Gedanken über Lauf- und Tragrollen. Für den ersten Einsatz tat es dann ein Rundholz in passendem Durchmesser. Hat in Kombination mit einer Aluleiter - stabil am Rahmen aufgelegt - sehr gut funktioniert. Der Mog ist von der Größe her gerade noch recht um in Rückegassen zu fahren und wird mir hoffentlich gute Dienste leisten bis mein 421er fertig ist.

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Wenn es zeitlich mal passt werde ich ihn irgendwann neu lackieren. Das Feuerwehr Rot gefällt mir ganz gut, aber auch der Farbton der LSHD-Fahrzeuge (Luftschutzhilfsdienst) würde gut passen, zumal dort auch die selben Koffer im Einsatz waren.
Sollte sich mit der Kurbelwelle etwas im negativen Sinne ergeben, bleibt mir nichts anderes übrig als den Motor auszubauen und einer Komplettüberholung zu unterziehen.

Was die Freude am fahren etwas betrübt ist das kratzen des sechsten Gangs. Alle Gänge lassen sich gut schalten bis auf den sechsten. Egal ob warm oder kalt, mit oder ohne Zwischengas, mit oder ohne zwischen kuppeln, unabhängig vom Geschwindigkeitsbereich, der sechste Gang kracht beim einlegen. Wird wohl der Synchronring sein. So lange er sich noch schalten lässt werde ich ihn fahren und behutsam schalten. Manchmal wenn alles zusammen passt schlupft er geräuschlos rein.

Viele Grüße in die Runde
Philip
#581982
Hallo Philip,

schöner Bericht. Warum hast du den Aufwand mit dem Kurzzeitkennzeichen betrieben? Wenn ein Fahrzeug versichert ist darf man zur Erlangung der Zulassung auch ohne Kennzeichen zum TÜV.

Die Seilwinde erhöht den Nutzwert enorm. Warum hast du keine 24 Volt Ausführung gekauft? So wie du die Winde jetzt angeschlossen hast, schrottest du deine Batterien. Durch den Abgriff werden die unterschiedlich belastet und das vertragen die nicht auf Dauer. Wenn du 12 V brauchst, musst du einen Spannungswandler dazwischen schalten. Wird aber schwierig in der Größenordnung für die Winde.

Gruß Alex
#581984
Hallo Philip,

auch ich habe Deinen Bericht gerne gelesen und genossen. Nun hoffe ich auf viele nette weitere Erfahrungsberichte.

Aber den Hinweis von Alex bezüglich dem Mittelabgriff der Batterien würde ich aus eigener Erfahrung sehr ernst nehmen zumal eine Winde nicht gerade eine kleine Last ist. Bei mir wurden in meinem damaligen MAN LKW die erheblich größeren Batterien auf dies Art zerstört nur durch die Last einer kleinen Alarmanlage. Durch dies Last an der unteren Batterie wird diese grundsätzlich weiter entladen als die obere. Beim Nachladen ist aber der Ladestrom durch beide Batterien gleich, die obere weniger entladene Batterie also eher voll als die untere. Die gesamt Ladespannung erreicht aber noch nicht die Abschaltgrenze des Ladereglers. Dies führt dann zu einer Überladung der oberen Batterie. Bei modernen Lithium basierten Batteriesstemen wird dies Problem durch aufwendige Batteriemanagementsysteme mit einer Ausgleichsfunktion (Balancing) für die einzelenen Zellen beseitigt. Bei den herrkömmlichen Blei basierten Batterien wird dies aber nicht gemacht. Hier kommt es dann innerhalb der Batterien zur Ausgasung des Elektrolytes. Das Gas kann auch bei den eigentlich Wartungsfreien verschlossenen Batterien über ein Sicherheitsventil entweichen. Der Prozess ist nicht umkehrbar, heißt einmal gebildetes Gas wandelt sich nicht wieder ins flüssige Elektrolyt zurück. Die Batterie verliert über die Zeit bei jeder Ladung mehr oder weniger Elektrolyt und stirbt daran. Früher konnte man dies fehlende Elektrolyt wieder auffüllen. Bei den aktuellen versclossen Batterien ist dies nicht möglich und auch bei den meisten Batterien nicht mehr sichtbahr. Vorallem nicht bei GEL oder AGM-Batterien.
Dies passiert auch insbesondere wenn bei Dir die Winde mit hohem Strom die untere Batterie belastet und gleichzeitig mit dem Motor / Generator beide Batterien geladen gehalten werden sollen. Dann wird nämlich die obere meist bereits volle Batterie mit eben diesem Windenstrom überladen.
#581987
Hi und danke für euer Feedback und die Ratschläge bezüglich der Batterien!! Damit muss ich euch Recht geben. Hatte ich nicht bedacht, dass beide Batterien in einer Reihenschaltung immer gleich belastet werden müssen, deswegen kaufte ich die 12V Winde, hatte ich in ungebrauchten Zustand günstig bekommen. Funktioniert dann aber nicht wie gedacht. Wird auf eine 24V Winde raus laufen letztendlich, muss ich mich mal in Ruhe nach einer umsehen.
Fahrten zum TÜV und zur Zulassung sind mit gültiger Versicherung ungestempelt möglich, das stimmt. Da ich vor der Fahrt zum TÜV aber Testfahrten zur Vergasereinstellung usw. vorgenommen habe, holte ich mir Kurzzeitkennzeichen. Lieber erstmal auf Nebenstraßen einfahren, auf Betriebstemperatur bringen, Leerlauf einregulieren, nachsehen ob alles dicht ist, was machen die Instrumente, stehen alle Zeiger wo sie sollen, Öldruck, Wassertemperatur, arbeitet das Thermostat, wird er auch nicht heiß usw. bevor ich in der Rush Hour auf dem Weg zum TÜV-Termin auf irgendeiner Hauptkreuzung in Altdorf steh und den gesamten Verkehr blockier weil die Karre verreckt ist. Behördengänge kosten halt immer Zeit und Geduld und oft auch Nerven, aber lieber mit Geduld und dafür auf Nummer sicher.

Viele Grüße
Philip

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