- 21.05.2018, 15:22
#520484
Hallo Daniel,
zunächst einmal herzlich willkommen hier.
Deine Frage kann ich ziemlich ausführlich beantworten, da ich die Nachrüstung an einem 421 schon mal gemacht habe.
Nachrüstung eines Kipperzylinders an einem 421
Nach zwei Arbeitstagen sind die hauptsächlichen Arbeiten abgeschlossen und es kann jetzt schon fröhlich gekippt werden.
Der Unimog hatte zwar eine Pumpe 1P41 am Kombipresser und einen Steuerblock 1V41, jedoch keine Leitungen nach hinten und auch keinen Kipperzylinder.
Den neu beschafften Nachbau eines Kipperzylinders in die Spinne einzusetzen und an der Pritsche zu befestigen war einfach. Dabei war es sehr hilfreich die Pritsche mit Fremdversorgung des neuen Kipperzylinders anheben und absenken zu können.
Es wurden dann zwei Hydraulikrohre nach altem Muster – vorsorglich mit Überlänge – gebogen. Die Biegungen an den vorderen Enden wurden dabei weggelassen, da die originalen Leitungen bei montiertem Fahrerhaus nicht eingebaut werden können. Das erste Stück vom Steuerblock zum Rahmen wurde mit Schlauchleitungen realisiert. Dabei geht es sehr eng zu, zusammen mit anderen Leitungen am Lenkgetriebe und an der vorderen Zapfwelle vorbei.
Ohne Bohrungen am Rahmen machen zu müssen ließen sich die Rohrleitungsschellen mit speziellen Klemmen befestigen. Das war auch sehr einfach und schnell gemacht und sieht zudem gut aus. Die Rohre selber mussten aber in mehreren Schritten ein- und wieder ausgebaut, nachgebogen und stückweise abgelängt werden, bis sie ohne Kollision und Scheuerstellen und passend zu den Schläuchen perfekt verlegt waren.
Am Zylinder wurde eine Drehverschraubung angebracht, die dafür sorgt, dass es beim Hub nicht zu Verspannungen in den Leitungen oder sogar Verbiegungen kommt. Hier musste zunächst mit Verschraubungen „gezaubert“ werden, was zu einem langen Bauteil führt. Das kann aber später noch mit besser geeigneten Verschraubungen um ca. 40 mm verkürzt werden.
Jetzt war die Installation eigentlich fertig. Vor der Inbetriebnahme sollte aber noch die Hydraulik geprüft und gewartet werden.
Nach dem Ablassen des Öles gab es dann einige Überraschungen.
Der Belüftungsfilter am Hydraulikölbehälter war verstopft, der Rücklauffilter gerissen, das Öl schwarz und am Behälterboden etliche Verschmutzung mit metallischem Abrieb.
Nachdem der Behälter mit frischem Öl wieder gefüllt war, wurden die Leitungen nach hinten entlüftet und die Funktion des Steuerblocks geprüft. Die war in Ordnung, jedoch das Druckbegrenzungsventil öffnete mit Pfeifgeräuschen bereits bei 100 bar. Durch Unterlegen an der Feder konnte es wieder auf 150 bar eingestellt werden. Das ging gerade soeben bei eingebautem Block mit viel Gefummel und steifem Fett als Kleber beim Einführen der Kleinteile.
Dann erwies sich die Pumpe als nächster Engpass. Sie erreicht nur 120 bar. Das ist ein Zeichen fortgeschrittenen Verschleißes und da lässt sich leider auch nichts mehr verbessern. Aber die 120 bar reichen zum Kippen, wenn die Pritsche nicht voll belastet wird bzw. dabei nicht bis in die oberste Position (= kleinste Stufe des Teleskopzylinders) heben muss.
Zur Abschreckung oder Ermunterung – je nach Sichtweise – hier noch der Aufwand:
2 Mann, 2 Tage Arbeit, für 1200 € Material (einschließlich der verhältnismäßig teuren Drehverschraubung)
Spinne und Pritsche waren ohne weitere Maßnahmen für den Zylinder und fürs Kippen geeignet.
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Liebe Grüße
Christoph (schreibt hier nicht mehr)
https://youtu.be/aDXokacl6Cc Bilder einer Werkstatt
https://youtu.be/dxRgsTAtpCs - Feinmechanische Arbeiten auf einer alten Drehmaschine
https://youtu.be/NkdJCcsWyds - Kombipresser mit neuer Zahnradpumpe
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