Hallo Hinack,
bitte korrigiert mich wenn ich daneben liege, aber die Druckluftanlage im Unimog hat neben verschiedenen anderen in Bezug aufs Bremsen zwei Aufgaben:
1. die Druckluftbremsunterstützung,
Die hydraulische Bremsanlage arbeitet mit einem druckluftunterstützen Bremskraftverstärker, dies kann ein- oder zweikreisig geschehen (nicht zu verwechseln mit den Hydraulikkreisen)
2. die Anhängerbremsanlage,
die Druckluft dient dabei als Übertragungsmedium für die Bremsenergie vom Zugfahrzeug auf den oder die Anhänger.
Der Unterschied zwischen Ein- und Zweileitungsbremse besteht nicht nur in der Zahl der Bremsschläuche, die vom Anhänger an das Zugfahrzeug gekoppelt werden müssen, sondern auch in der Art der Steuerung.
Bei der Einleitungsbremse wird im Ruhezustand, also nicht gebremst ein Druck aufgebaut ca. 5bar, dieser Druck wird im Anhänger dazu benutzt, den Druckspeicher (Kessel) im Anhänger zu füllen.
Wird jetzt gebremst, dann wird der Druck proportional zur Bremskraft abgesekt. Im Falle einer Vollbremsung sind das 0bar.
Im Anhänger wird dann proportional zum Druckabfall die Bremskraft auf die Bremszylinder an den Achsen gesteuert und zwar die Luft aus dem Druckspeicher.
Durch dieses Prinzip ist dann auch gleichzeitig der Abriss des Kupplungskopfes vom Zugfahrzeug, oder der Bruch des Schlauches abgedeckt, dann bricht ja der Druck zusammen und der Anhänger löst automatisch eine Vollbremsung aus.
Leider hat dieses Prinzip aber einen Haken, und der liegt darin Begründet, daß durch den Druckabfall am Kupplungskopf leider auch keine Vorratsluft mehr in den Kessel im Anhänger gepumpt wird, der ja seine Luft durch den Bremsvorgang ebenfalls verliert. Und damit nach einigen wenigen Bremsungen leer ist. Man steht dann plötzlich ohne Druck im Anhänger da und der wird dann von jetzt auf gleich nicht mehr gebremst. Was das für eine Fahrt talwärts bedeutet kann sich jeder selbst ausmalen.
Das ist auch der Grund warum Einleitungsbremsanlagen nur noch bis 25km/h zugelassen sind.
Bei der Zweileitungsbremsanlage wird das Befüllen des Druckspeichers im Anhänger durch eine separate Vorratsleitung (Kupplungskopf ROT) erledigt. Der hier anliegende Druck ist permanent vorhanden (7,3bar)
Die Bremskraft wird dagegen in der Bremsleitung (Kupplungskopf GELB) übertragen. Im Ruhezustand, also ungebremst 0bar und bei Vollbremsung 7,3bar.
Im Bremsfall überträgt nun die gelbe Leitung den Bremsdruck und das Steuerventil im Anhänger steuert seinerseits den gespeicherten Luftdruck aus dem Kessel in die Radbremszylinder ein. Während der Bremsung kann jeztz aber über die rote Leitung der Druckspeicher weiter gefüllt werden. Womit dieses System auch nach mehreren Bremsungen noch betriebsfähig bleibt.
Soviel zur Grundfunktion von Anhängerbremsanlagen.
Im Zugfahrzeug selbst wird die Druckluftanlage in mehrere Kreise unterteilt. Ein (oder mehrere) Kreis ist für die Druckluftunterstützung der Hydraulik zuständig, ein Kreis für die Anhängerbremsanlage. Evtl. werden die Nebenverbraucher nochmals in eigene Kreise getrennt.
Wenn also Dein Mog zwei Kessel hat, dann bedeutet das, daß er zwei Kreise hat.
Diese Kreise sind dann über Schutzventile gegeneinander abgeschirmt, damit nicht der Ausfall eines Kreises die gesamte Anlage außer Betrieb setzt.
Zu Beginn sind alle Kessel leer, dh. ohne Druck. Nach dem Anlassen wird über den Luftpresser die Anlage mit Luft gefüllt, dh. der Druck baut sich langsam auf. Und zwar immer erst ein Kessel, und wenn der voll ist der nächste. Dies wird mittels sog. Überströmventile geregelt. Diese bleiben geschlossen solange der Druck auf der Eingangsseite einen bestimmten Schwellwert noch nicht überschritten hat. Erst wenn das der Fall öffnet das Ventil und läßt auch Luft in den zweiten Kreis (Kessel) überströmen.
Und damit zum zweiten Teil Deiner Frage
Ich verstehe immer nicht, warum der U1000 mit zwei Kesseln die Hinterachse blockiert, wenn auf dem einen Kessel schon über 6bar sind auf dem andern aber noch unter 2bar.
Dein U1000 hat offensichtlich eine hydraulische Bremse mit Druckspeicher (das ist ein Federspeicher glaube ich), hier muß die Druckluft erst die gegen die vorgespannte Feder einen Druck aufbauen, und damit die Hydraulikbremse sozusagen "freigeben", dh. er fährt nicht los bevor nicht genügend Druck da ist. Offensichtlich ist dieser Kreis an den zweiten Kessel angeschlossen, der später gefüllt wird.
Beim 406 z.B ist das nicht so, der hat keinen Druckspeicher, der fährt auch so los. Das kann dann nur recht abenteurlich werden, wenn man dann bremsen muss.....
Das erklärt auch Deine Beobachtung:
Ab 2.5 bar kann ich dann losfahren und kurze Zeit später ist dann auch der Zweite Kessel über 6bar und alles ist OK.
Wenn ich einen Hänger dran hab', der mit genau einem Brems-Schlauch angeschlossen ist, dann dauert das mit dem Wegkommen manchmal noch länger.
Na klar, denn die einzige Druckluftquelle ist ja nur das arme kleine Luftpresserchen vorne im Motorraum, der muß jetzt ganz alleine nicht nur die Kessel im Mog sondern auch noch alle Kessel der angehängten Anhänger füllen, das dauert dann eben.
Nicht umsonst sind in Mogs die viel im Anhängerbetrieb fahren oder in früheren Mogs, die Bremsluftkipper anhängten Zusatzluftpresser verbaut.
Bremsluftkipper benutzen die Vorratsluft zum Kippen der Anhänger und brauchen dafür dann einen erheblich größeren Vorrat. Womit das Füllen entsprechend länger dauert.
Zusatzfrage (wenn gestattet): Warum bricht nach dem wiederholten Bremsen der Druck zusammen und das umso stärten je mehr Hänger dran sind?
Na das erklärt sich jetzt von Selbst, bei jedem Bremsvorgang werden die Bremszylinder mit Luft beaufschlagt und beim Lösen der Bremse entlüftet. Das charackteristische Zischen nach dem Lösen der Bremse.
Da die Luft hierfür aus den Kesseln kommt, verlieren die ihre Luft, je mehr desto mehr Fahrzeuge gebremst werden müssen und je mehr je öfter bzw. härter man bremst. Und damit dauert natürlich auch der Wiederaufladevorgang entsprechend lange.
Kommt dann noch eine Undichtigkeit hinzu, kann es sogar sein, daß der Abblasdruck des Regelventils sogar nie erreicht wird.
(Armer Luftpresser

)
Ich hoffe ich konnte es einigermaßen Anschaulich beschreiben
Grüße aus dem Sauerland
Euer Theo