Herzlich willkommen

Herzlich willkommen auf der Unimog-Community-Website. Seit 1999 treffen sich hier die Mercedes-Benz Unimog- und MBtrac-Enthusiasten zum Meinungsaustausch und Fachsimpeln.

Hier werden Fragen zur Technik und zur Restauration des Unimog gestellt.

Moderator: stephan

:clap: 100 %
#555651
Liebe Community,

ich habe mich die letzten Wochen bereits mit einzelnen Aspekten hier beteiligt zu meinem 411 mit Westfaliakabine.

Mein 411 vom Baujahr 1965 ist seit vielen Jahren im Familienbesitz und seit 1985 unbewegt gewesen.
Ich habe mich diesem nun angenommen mit dem Ziel ihn wieder fahrbar zu machen. Der Motor läuft, die Kabine hat Roststellen, eine Bewegungsfahrt ging natürlich noch nicht.

Mir stellt sich nun die Frage, wie gehe ich die ganze Restauration so allgemein an?

Die Kabine habe ich bereits demontiert und zum Schweißen vorbereitet, Werkstatthandbuch ist vorhanden. Doch was mache ich mit dem Motor, Getriebe, Achsen usw ...
Ich möchte nicht jede einzelne Schraube grundsätzlich lösen, sondern eben soweit dies sinnvoll und erforderlich ist. Es wäre ärgerlich wenn die Kabine wieder drauf ist und man dann nach ner längeren Fahrt feststellt, dass beispielsweise Dichtungen undicht sind oder der Motor überholt werden sollte.

Daher meine Frage an euch, wie würdet ihr nun vorgehen, neben der Kabineninstandsetzung? Welche Teile kann ich wie checken (Motor, Getriebe, Differential, Bremsen)? Löse ich den Motor und Getriebe vom Rahmen? Soll die Kipperspinne demontiert werden ...
Wäre schön von euch ein paar Erfahrungsberichte zu lesen um mir daraus meinen eigenen "Fahrplan" erstellen zu können.
:danke
#555652
Hallo Christian,

ich habe mich für eine Komplettrestauration entschieden, obwohl der Unimog nutzbar war. Das war letztlich meine persönliche Entscheidung, die mir keiner abnehmen konnte.

auferstehung-eines-unimog-411-119-bj-19 ... ferstehung

Aber auch dass ist kein Garant, dass man nie wieder Handanlegen muss. Dank meiner gewissenhaften Arbeitsweise blieben mir größere Nacharbeiten bisher erspart.

Ich weiß nicht, welche Antwort du erwartest. Wir sind hier alle keine Hellseher. Stehende Unimogs sind meistens dicht. Wenn sie mal ordentlich warm gefahren wurden, zeigt sich der wahre Zustand. Manchmal fördert schon ein Ölwechsel Undichtigkeiten zu Tage, die mit altem, zähen Öl nicht augenscheinlich waren.

Jeder restauriert nach seinen Vorstellungen. Manch einer möchte dabei die Patina erhalten, andere legen viel Wert auf robuste Technik und einige finden die Optik wichtig. Orginalität kann auch ein Faktor sein, währen bei wieder anderen die Funktionalität im Vordergrund steht. Nicht zu letzt ist es auch eine Frage der Zeit und des Geldes.

Ich habe über 2000h in mein Fahrzeug gesteckt. Dazu einige Euro, wobei ich alles selber gemacht habe, also außer Materialkosten KEINE Arbeitslohn zu Buche schlug. Meine Werkstatt war für diese Arbeiten ebenfalls ausgerüstet. Ich musste weder Drehmomentenschlüssel oder Schweißgerät, noch Kompressor, Strahlkabine oder Lackierpuistole kaufen. Das käme dann noch dazu.

Gruß
Markus
#555654
Hallo Christian,

bei einem Fahrzeug, das Jahrzehnte gestanden ist, würde ich eine Komplettrestauration bevorzugen.
Die andere mögliche Strategie, es mit möglichst geringem Aufwand und kurzfristig fahrbereit zu machen und in Verkehr zu bringen, könnte auch langwierig werden und viel Frustration mit sich bringen, wenn der Zieltermin öfter verschoben werden muss. Und dann kann immer noch eine never ending story draus werden.

Bei Deiner Entscheidung, die Dir niemand abnehmen kann, spielen viele Faktoren eine Rolle.
Zustand des Fahrzeugs vor Stillsetzung
Bedingungen bei der Lagerung
Zustand jetzt
Dein Budget
Deine fachlichen und zeitlichen Voraussetzungen
Deine Ausstattung, Werkstatt und Werkzeug
Deine Arbeitsweise und Vorlieben
...

Jedenfalls hast Du Dir viel vorgenommen und ich wünsche Dir guten Erfolg und Freude dabei.
#555655
Hallo Christian,
wie Markus schon geschrieben hat, ist es sehr schwierig einen allgemeingültige Aussage zu treffen, zumal wir ja praktisch nichts von dem Mog wissen. Hat er die ganze Zeit geschützt in einer trockenen belüfteten Garage sein Dornräöschenschlaf gemacht oder im Freihen? Wurde er vor dem Abstellen 1985 konserviert oder einfach nur geparkt etc.
Alles was unter dem Rahmen hängt kann jederzeit ohne Demontage der Kabine nstandgesetzt werden.
Anders sieht es halt bei Motor, Kupplung und getriebe aus.
Zunächst würde ich jetzt prüfen, was alles im Stand geht oder irgendwie hakt, suspekt erscheint.
Als erstes alle Betriebsstoffe ablassen, anschauen und erneuern. Bei der Bremse auf jeden Fall alle Bremsschläuche wechseln egal wie gut sie von außen aussehen sollten.
Du schreibst Motor läuft, gut, dann kannst Du diesen ja auch einige Zeit warmlaufen lassen un sehen was er macht. Zusätzlich Ventile einstellen, Kompression messen. Kupplung würde ich generell jetzt wechseln, dazu muss zwar der Motor raus aber das läßt sich bei bereits abgebauter Kabine locker in einem Tag schaffen, auch wenn man es zum ersten Male macht. Getriebe muss im Stand erst einmal schaltbar sein.
#555657
Servus Christian!

Mein ganz besonderer Respekt und Anerkennung für dein Vorhaben.
Die Vorredner, Markus, Christoph und Jürgen sind wirklich Fachleute und haben es auf den Punkt gebracht.
Einen Aspekt bei deinem "Fahrplan" darf ich eventuell noch anfügen, denn du überlegen solltest:
das betrifft das ZIEL, wohin du möchtet.
Was soll am Ende der Verwendungszweck sein?
Alltäglicher Arbeitseinsatz z.B. oder zwei/dreimal eine Vergnügungsfahrt, oder ein Ausstellungsstück zum Ansehen? um nur einige unterschiedliche Varianten zu nennen.
Mein Projekt hat mich zwei Jahre recht intensiv beschäftigt, und kann das alles ein kleines Stück.
Sei dir bitte auch bewusst, bei so alter Technik, wird man nie wirklich fertig...

Grüß Norbert
Dateianhänge:
Unimog 411, Feber 2015.jpg
Unimog 411, Feber 2015.jpg (82.47 KiB) 1903 mal betrachtet
#555675
Hallo zusammen,

danke für eure Antworten!

Mir geht es nicht darum, dass ich nie wieder Hand anlegen will oder möglichst schnell den Mog auf die Straße wieder bekomme.
Ich scheue mich nicht vor der Arbeit, Zeit oder Geld, das ist mir alles bewusst. Ich will es ordentlich machen, aber es muss ja nichts unnötiges sein.

Ich habe mich dazu entschieden die Kabine runter zu nehmen, da ich diese so am besten instandsetzen kann. Und nun dachte ich eben, eure Erfahrungen und den Austausch hier zu nutzen um den aktuellen Stand des Mogs optimal zu nutzen.

Ich will mit dem Mog gelegentlich in den Wald und auch etwas arbeiten, aber nicht täglich 20km runterreißen.

Er war geschützt in einer trockenen Halle. Bis dato wurde auch immer pfleglich behandelt und mit genügend Frotschutzmittel und nem vollen Dieseltank geparkt. Ich denke dennoch lässt sich aufgrund dessen keine verallgemeinernde Aussagen treffen.
Ich stelle mir auch nicht vor, dass ihr mir nun aus der Glaskugel lest.
Die Erfahrungen, dass beispielsweise die Bremsschläuche generell gewechselt werden sollten oder irgendwelche Dichtungen usw finde ich beispielsweise hilfreich.
#555677
Servus,
der Filzdocht im Getriebeausgang zur Vorderachse ist beispielsweise auch so ein Klassiker. Wurde schon oft hier behandelt. Ist aber auch so eine Sache die „unten hängt“ und nicht bei komplett zerlegten Mog erfolgen muss.
Wenn ich meine bescheidene Meinung einbringen darf, kannst du entweder alles zerlegen und jedes Teil prüfen so wie Markus.
Alternativ bringst du, sofern alles „frei ist“, den Mog zum laufen und schaust nach der Probefahrt was tatsächlich kaputt ist.
Entscheiden musst du selber.
Mein Mog ist auch schon lang in Familienbesitz, allerdings ist er keine 40 Jahre gestanden, sondern immer ein paar mal im Jahr bewegt worden. Ich war bei Übernahme positiv überrascht, dass nichts Größeres auf mich zukam.

Grüße
Thomas
#555680
Hallo,

bevor allerdings die Entscheidung getroffen wird, alles zu zerlegen und zu prüfen, sollte bedacht werden, dass dieses Vogehen einiges an Zeit benötigt. Entscheidender ist allerdings, dass es auch Handfertigkeiten und viel Wissen abverlangt. Auch wenn die WHB recht dick sind, sind wesentliche Teile nicht beschrieben! Das liegt daran, dass in Unimog Werkstätten nicht alle Komponenten instand gesetzt wurden. Einige wurden zum jeweiligen Hersteller abgegeben und andere wurde in speziellen Werkstätten überholt und ausgetauscht. Man muss also "übergreifend" arbeiten. Unterlagen von Bosch, Wabco und ATE sind hier sehr hilfreich.

Das Zerlegen der Kreuzgelenke der späten 411er Achsen hat mich alleine 4 Wochen an Recherche gekostet, bis ich wusste, wie man sie auseinander und wieder zusammen bekommt. Hätte ich die ersten Ratschläge umgesetzt, hätte ich alles zerstört.

Damit kommen wir zu einem weiteren Punkt. Es kusieren viele Informationen zum Unimog umher. Einige sind leider totaler Blödsinn, andere passen nicht zum eigenen Fahrzeug. Man muss in diesen Situationen entscheiden, was der richtige Weg ist. Andernfalls wird es teuer und die Ersatzbeschaffung oft langwirig. Das gilt z.B. für die Achsschenkel der letzen 522 Unimog 411c. Aufgrund geänderter Lagerkäfige passen die Dichtungen aus Nachfertigung nicht. Sie kollidieren mit dem Käfig der Lager. Entweder muss man das Originalteil (Dichtung) verwenden oder die Kegelrollenlager auf den Vorgängertyp tauschen.

Es gibt zahlreiche Sonderwerkzeuge. Viele sollen die Arbeit nur wirtschaftlicher machen oder beschleunigen. Einige wenige sind aber unverzichtbar für den Arbeitserfolg (z.B. Getriebeabtriebsflansche). Das sollte man berücksichtigen. Und geliehen bekommt man diese Sonderwerkzeuge eher selten. Mittlerweile gibt es ja dazu mein Buch über die Sonderwerkzeuge im Unimog Museum. Vorher war die Beschaffung der Sonderwerkzeuge deutlich schwieriger.

Auch bei der Teilebeschaffung ist eine Teilenummer nicht der Garant für eine erfolgreiche Suche. Hier helfen alte Kataloge, Umschlüssellisten und Bilder. So sind die ATE Bremsschläuche für den Unimog teure Classic Parts, obwohl sie baugleich für andere Fahrzeuge noch als Lagerware gelten.

Zuletzt sollte man sich ein wenig mit Normteilen auskennen und über Quellen verfügen, wo man sie einzeln zu fairen Konditionen beziehen kann. Nicht jeder Dichring, O-Ring oder Schaube muss beim Daimler gekauft werden (sofern dort noch lieferbar).

An Literatur benötigt man mindestens das WHB (beim OM 636 auch das WHB vom OM636), eine passende Ersatzteilliste (kein Bildkatalog) und ein Mercedes Benz Normteilschlüssel.

Die Werkstatt sollte über ein paar Abzieher verfügen und nicht bei SW19 enden. Ein Böderlgerät und eine Nietpresse sind bei Arbeiten anderBremsanlage notwendig. Einiges kann man fremdvergeben, was aber zu deutlichem Kostenanstieg führt.

Ein Getriebe UG1/11 kann man zuhause machen, bei einem Motor OM636 können größere Maschinen (Flächenschleifmaschine etc. ) erforderlich werden. Bei 411 sind aber alle Teile mit einem kleinen Werkstattkran / Motorheber) händelbar.

Und man benötigt viel Platz! Das zerlegte Fahrzeug mit überholten und lackierten Komponenten benötigt geschätzt den vierfachen Platz wie ein zusammengebauter Unimog. Schließlich kan man die Teile nach dem Aufarbeiten nicht mehr auf einen Haufen werfen.

Sicher kann die UCom ein Quell der Erleuchtung sein. Unverzichtbar ist aber auch ein Netzwerk aus Unimogfreunden und guten Ratgebern. Manchmal sind auch helfende Hände eine wirkliche Unterstützung.

Wen das alles nicht schreckt, der kann viel Spaß mit einer solchen Restauration haben. Danach kennt er sein Fahrzeug und ich kann ihm versichern, dass diese Aufgabe lösbar ist. Wenn man sehr gewissenhaft arbeitet, kann man ohne Vorversuche das ganze Fahrzeug wieder zusammenbauen und es läuft wie ein Neufahrzeug. Wer lieber sicher gehen will, sollte jede Komponente vor Einbau ins Fahrzeug prüfen.

Und es ist eine riesiege Freude, wenn man die sauberen Teile, wie einst in Gaggenau, zu einem vollständigen Fahrzeug zusammnefügt. Das lässt die vielen Stunden des Teilewaschens und Schrauben mit schwarzen Händen schnell vergessen. Ich habe während der Restauration ein großes Gebinde an Dreumex Clear Handreiniger aufgebraucht.

Gruß
Markus

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