Liebe UVGler,
jetzt gibt´s den Endspurt, das Ziel, die Fertigstellung und das Königsseetreffen naht. Deswegen gibt eine höhere Taktung, heute die
"Gschicht von der Heizung, der Lasche und dem Powerpoint-Engineering".
Bevor ich Euch die Gschicht von der Heizungskomplettierung erzählen kann, gibt es noch eine kleine Vorgeschichte zur Heizungslasche und zum "Powerpoint-Engineering".
Da ich bald die Heizung zusammenbauen wollte, hatte ich vor, die gesandstrahlten Teile zum Pulverbeschichten zu bringen. Apropos Sandstrahlen. Ich hatte von einem Betrieb in der Nähe von München gehört, bei dem Sandstrahlkabinen für relativ wenig Geld angemietet werden können. Da ich dem Sandstrahlen im Freien überdrüssig war und die Erfahrungen bzw. Erinnerungen mit Anlaufen der Brille bei der Kälte im Frühjahr, dem Sand überall, dem Nichts- oder Fast-gar-Nichts sehen alles andere als positiv waren, wollte ich das Kapitel Sandstrahlen mit eigener positiver Erfahrung abschließen. Richtig gut kann man wohl nur mit einer Kabine arbeiten. Typisch Selbstmacher bzw. -erlediger wie ich bin, hab ich mich schon bei dem Gedanken ertappt, wie würde ich so eine Kabine bauen

, hab schon verschiedene Seiten über den Eigenbau gegoogelt usw. Zum Glück habe ich mich wieder auf die Kernaufgabe besonnen. Ich wollte gesandstrahlte Teile und es mal selbst mit einer Kabine ausprobieren. Also war der Betrieb zum Einmieten ideal, um Erfahrungen zu sammeln. Also habe ich mir ein paar Kleinteile, u.a. auch die Bleche und Laschen der Heizung geschnappt und bin da hin.
Ich wurde kurz eingewiesen uns los gings. Es war ein Traum verglichen mit dem Freiluftstrahlen

. Man öffnet die Tür, legt die Teile zum Strahlen rein, macht zu. Steckt die Arme durch die Schlauchöffnungen und los geht´s. Das ging sehr schnell und fast immer mit sehr guter Sicht. Im Nu waren die Teile fertig. Natürlich hatte ich zur Dokumentation meine Kamera dabei. Diese steckte in der Hosentasche vorn. Nur war es leider so, dass die Kabine nicht ganz dicht ist und das eine oder andere Sandkörnchen sich doch nach draußen verirrte. So kams, dass auch die Kamera in der Hosentasche ein paar Körner abbekam. Vor lauter Aufregung hab ich das Fotografieren vergessen. Insofern gibt es leider keine Bild von der Aktion. Trotzdem hatte ich ein Andecken. Eine Optik mit Sand im Getriebe. Knirschend und etwas widerwillig nahm die Kamera am nächsten Tag ihren Dienst auf

. Ohjee, das hört sich nicht gut an. Sie schaltete sich gleich wieder mit dem Vermerk Objektivfehler aus. Mit kräftigen Blasen in die Fugen lies sie sich wieder dazu bewegen, das Objektiv auszufahren. Meine einzige Bitte war, bitte halte bis zum Ende der Restauration durch, dann hast Du Deinen Dienst getan und darfst gerne in den Ruhestand gehen. Sie hat sogar noch verlängert, und Bilder von den ersten Monaten nach Fertigstellung beim Unimog im Einsatz geliefert. So jetzt versuch ich mal wieder die Kurve zurück zur Heizung zu bekommen.
Die Teile waren frisch gestrahlt und schon stand mal wieder eine Gretchenfrage an. In Original Hammerschlag lackieren und schwarz pulvern? Mich reizte einerseits als Originalo es mal mit dem Hammerschlaglack originalgetreu auszuprobieren, aber andererseits gefiel mir Schwarz besser. Pragmatismus und persönlicher Geschmack siegten. Also wollte ich die Teile zum Pulverbeschichten bringen. Nur beim Einsammeln der Teile fiel mir auf, eine Lasche fehlt. Dies war auch nirgends aufzufinden. Ich hatte eine Vermutung, dass ich die Lasche evtl. in der Sandstrahlkabine liegengelassen hatte. Die gestrahlte Lasche war farblich dem Strahlgut sehr ähnlich und es konnte schon gut sein, dass ich diese übersehen hatte. Verdammt, war die Strahlaktion doch nicht so erfolgreich. Sand im Getriebe und eine fehlende Lasche. Ich wollte schon anrufen, ob die Lasche da ist, aber dann überlegte ich mir, dass ich in der Zeit, in der ich die Lasche abhole, auch eine nachgebaut habe. Also gesagt getan. Nur woher nehme ich die Vorlage? Da half mir wieder meine Fotografier- und Dokumentationswahn

. Ich hatte ein Bild von beiden Laschen, zwar nicht senkrecht aufgenommen, sondern schräg und somit leicht verzehrt, aber auf den letzen Millimeter kam es ja nicht an. Es mußte funktionieren und die Grifflasche sollte halbwegs wie im Orginal aussehen.
39A Heizung Lasche.jpg (96.22 KiB) 2475 mal betrachtet
Also konnte ich das Bild anhand den realen Abmessungen der noch vorhandenen Lasche 1:1 auf die richtige Größe skalieren, die Umrandung farblich markieren, ausdrucken und ausschneiden. Also ideal für "Powerpointengineering"

. Das ging schnell. Meinen Rechner hatte ich sowieso dabei, schnell das Bild in Powerpoint kopiert, hochskaliert, farblich den Rand gekennzeichnet, im Werkstatt-Büro ausgedruckt, Schere ausgeliehen und ausgeschnitten, aufs Blech gelegt, angezeichnet und ausgeschnitten. Kurz gekörnt und das Loch gebohrt. Ein paar Anpassungen war noch notwendig. Dann konnte ich die Betätigungslasche hochbiegen und die scharfen Kanten entgraten. Schon hatte ich eine eigenangefertigte Lasche.
39B Heizung Lasche Vermessung.jpg (85.49 KiB) 2475 mal betrachtet
Jetzt konnte ich mit etwas Verzögerung hochzufrieden über die pragmatische Vorgehensweise zum Pulverbeschichten fahren. Der Nachbau hat mich geschätzt vielleicht 30 Minuten Zeit gekostet. In der Zeit hätte ich nichtmal die Hinfahrt zum Sandstrahlbetrieb geschafft.
Wenige Tage später waren die Teile fertig. So konnte es am nächsten Wochenende mit dem Zusammenbauen weitergehen

. Aber vorerst nochmal kurz zurückgesprungen zum Auseinanderbauen. Vor der Zerlegung hatte die Heizung nicht funktioniert. Strom kam an, aber der Motor funktionierte nicht mehr. Im Gehäuse war auch Kühlwasser ausgetreten. Also mußte ein neuer Motor her. Die Preis für den Originalmotor machten mich sprachlos. 300 € netto. Ok, der Motor ist seit Jahrzenten als Ersatzteil verfügbar, das hat seinen Preis, aber 300 € netto war ich nicht bereit zu zahlen. Als forschte ich im Internet nach verschiedenen Lüftern und kaufte mir einen Axiallüfter für 20 €. Falls die Leistung nicht ausreicht, so hatte ich mir überlegt, kann ich ja noch einen im Rohrstück integrierten Axiallüfter nachkaufen und den im Rohr auf der Beifahrerseite integrieren, schließlich sollte die Füße von meiner Freundin bei den spätsommerlichen und herbstlichen Fahrten warmgehalten werden. In der Zwischenzeit packte mich aber die Neugier und ich schraubte den defekten Motor auseinander. Gedankengänge wie selbst neu wickeln streiften kurz meinen Gedankenhorizont, wurden aber schnell wieder weggewischt, ich wollte ja schließlich noch im gleichen Jahr wieder Unimog fahren. Ok, dafür brauchte man keine Heizung, aber komplett sollte er schon wieder sein. Beim Grübeln und analysieren fiel mir auf, dass der Original-Motor von Dreiha hergestellt wurde. Wenn es den noch als Ersatzteil gibt, wird er ja vielleicht noch produziert oder ist zumindest direkt beim Hersteller verfügbar. Also kurz gegoogelt, bei Dreiha angerufen und nach kurzem Verbinden hatte ich einen freundlichen Herren am Apparat, der mir versicherte, ja der wird immer mal wieder in unregelmäßigen Abständen in Kleinstmengen verkauft und ich könne diesen direkt für ca. 180 € netto beziehen. Soviel war ich bereit dafür auszugeben. In den nächsten Tagen lag das gute Stück auf dem Tisch. Schon wieder Weihnachten! So jetzt wieder vorwärts in der Gschicht zum Zusammenbauen. Die pulverbeschichteten Blechteile waren da, der Motor auch, also konnte ich ans Zusammenbauen gehen. Das ging ausnahmsweise mal fix. Zum Schluss fehlten nur noch die Schaumstoffdämmungen. Die alten waren entweder zerbröselt oder spätestens beim Abziehen kaputt gegangen. Ich hab mich für Plattenware entschieden, die ich vorher mit einem Schwung anderer Gummi- und Schaumstoffteile bei einem darauf spezialisierten Händler im Großraum München erstanden hatte. Also musste ich wieder kurz die Schere ihres Amtes walten lassen und schon waren die "Form"-Ersatzschaumstoffteile fertig und konnten verklebt werden. Hier die Bilder dazu. Schon war wieder eine "Kleinigkeit", diesmal eine etwas größere und zeitintensivere, fertig. Aber das mit der Heizung war noch längst nicht ausgestanden. Sie sollte mich noch intensiv weiter beschäftigen

. Aber das erzähl ich Euch bei einer der nächsten bzw. letzten UVGs.
Bis Dahin viele Grüße
Euer Martin