Liebe UVGler,
das Ziel ist in Sicht, das Ende naht: es sind noch 3 Gschichten bis zum Ende der UVGs zur Restauration von meinem Mogl. Diesmal geht um die Gschicht der letzten Montagen und um den TÜV.
Wie in der letzten UVG geschrieben, ist die erste TÜV-Vorstellung ins Wasser bzw. vielmehr ins Hydrauliköl gefallen.
Am nächsten Morgen bin ich früh raus, in die Werkstatt. Da stand er nun, wie ein begossener Pudel und leicht inkontinent mit kleinen Ölpfützen vor und hinter den Rädern

.
Ich kurz den Kopf geschüttelt über meine eigene Schussligkeit, dann tief durchgeschnauft und weiter gings, alle Tore aufgemacht und hab die herrliche Sonne reingelassen. Diese hätte ich schon beim Unimog-Oben-Ohne-Fahren genießen können, wenn mir nicht dieses dämliche Malheur passiert wäre. Aber Jammern half jetzt nichts. Es war jetzt ja zeitlich sehr absehbar und das Fahren in greifbarer Nähe.
Also Unimog aufgebockt, das Radkreuz geschwungen

, alle vier Räder runter, Trommeln abgezogen und die Beläge und Trommeln mit Bremsenreiniger gesäubert. Der fachmännische Blick von meinem Verwandten sagte mir, dass sowohl die Trommeln und die Belege noch gut waren und das Öl nicht tief eingedrungen war. Also musste ich nichts neu investieren.
Glücklich und erleichtert hab ich dann die Trommeln und Felgen wieder montiert. Diesmal hab ich den Schlagschrauber zu Hilfe genommen, die Demontage hatte meine Arme schon müde gemacht, obwohl es erst vormittag war, war ich trotzdem flügellahm.
Den nächsten TÜV-Termin hatte ich in zwei Tagen bekommen. Also war am zweiten Tag noch Zeit für die Verdeckmontage. Ich hatte noch nie ein Cabrioverdeck montiert, konnte aber eigentlich nicht so schwer sein. Ich wollte es Verdeck im eingebauten Zustand auf dem Gestänge verkleben. So dachte ich mir, war eine optimale Lage und Spannung gewährleistet. Wichtig war vor allem, die Original Spriegellage zu finden. Dafür hatte ich mir extra die alten Spanngurte aufgehoben und das alte Verdeck. Nur die Spanngurte waren seit Tagen mehr auffindbar. Aber ich wusste ganz genau, dass Sie noch da waren. Kennt Ihr das Gefühl, wenn mal immer wieder mehrmals die Woche an einem Teil, das irgendwo liegt vorbeiläuft und einen an eine noch zu erledigende Arbeit erinnert und man denkt, ja genau, das muss ich noch machen. Jetzt war das noch machen soweit, nur konnte ich mich nicht mehr erinnern, wo ich mehrmals die Woche an diesen Gurten vorbeigelaufen bin. Es war zum Heulen

. Ich habe Alles an meinem Restaurationsort abgesucht. Mein Gedächtnis lies mich im Stich. Kurzerhand habe ich mich entschlossen, bei einem Sattler neue Bänder zu kaufen und die Position würde sich dann schon ergeben. Genauso brauchte ich auch neue Schrauben und Unterlegscheiben. Zum Glück hatte ich davon Bilder, wie es original aussah. Also konnte ich mir passende Blechschrauben aus dem großen Sortiment bei meinem Verwandten aussuchen, die Unterlegscheiben gab´s bei Werner in der Eisenwarenhandlung. Der Werner hat sich gefreut mich mal wieder zu sehen. Auf seine Frage: „Bist jetzt bald fertig?“ konnte ich mit einem strahlenden Lächen antworten: „Ja, heute ist TÜV, Morgen geht´s auf Jungfernfahrt zum Königssee

“.
Also zurück zum Verdeck. Ich hab als erstes das komplette Verdeckgestänge, das ich schon vor einigen Wochen zusammengebaut hatte, am Unimog verschraubt. Dann den Exzenter, mit dem die Verdeckspannung eingestellt wird, auf minimal eingestellt, die Verdecklaschen unten an der Führerhausbordkante eingehängt und die Lederlaschen durchgezogen. Beim Einhängen in den neuen alten Haken, der aus dem Farbeimerhenkel hergestellt wurde, müßte ich schmunzeln, da die Bilder davon vorbeizogen.
Jetzt hatte das Verdeck nicht mehr viele Freiheiten. Es konnte am vorderen Spriegel auf der Windschutzscheibe nur nur stramm gezogen und etwas seitlich verrutscht werden. Ich hab das genau so gemacht, dass die Faltenbildung minimal ist. Jetzt musst des Verdeck vorne zum Verschrauben der Spanngurte nur noch fixiert werden. Nur wie

Stoff bzw. Wäsche wird normalerweise mit Wäscheklupperl befestigt. Warum nicht? Also beschloss ich es mit hölzernen Wäschekluppern zu machen. Die hatten noch ordentlich Anpressdruck. Also kurz die 2 km zum Elternhaus gefahren, und den Wäscheklupperleimer von meiner Mutter geplündert. Da waren ausreichend Holzklupperl drin. Nix wie zurück, den Stoff gespannt und ausgerichtet und dann ca. alle 5 – 10 cm eine aufgesteckt. Der Stoff hielt jetzt richtig fest.
Jetzt konnte ich ans Einziehen der Spanngurte gehen. Allein das Umwickeln und Verschrauben am Spriegel war schon eine richtige Fummelarbeit. Aber einen Unimogschrauber schockt so schnell nichts mehr. So, jetzt waren beide Spanngurte fix. Jetzt konnte es an Verkleben gehen. Tage zuvor hatte ich mich schon informiert, welchen Kleber ich nehmen sollte. Ich wusste nicht, ob ich dafür Spezialkleber brauchte oder ob es ein ganz normaler Patex tut. Es tat der Patex und tut es bis heute. Das hatte ich mir zuvor aber vom Sattler meines Vertrauens bestätigen lassen. Es ist schön, wenn man die richtigen Leute kennt, die man fragen kann, oder jemanden kennt, der weiß, wen man fragen muss!
Also Patex drauf und feste angedrückt. Davor habe ich noch die Lochposition am Spriegelende ausgemessen, damit ich im verklebten Zustand die Schraublochposition für die Fixierschraube der Verdeckdichtung wiederfinden kann.
Es war vollbracht

. Das Verdeck war verklebt, es musste nur noch trocknen. Dafür hatte es noch gute zwei Stunden Zeit. Das sollte reichen. Es war jetzt 14:30 Uhr, um 16:45 Uhr hatte ich Termin. Die Zeit konnte ich noch nutzen, die alten Schusternägel, die ich im väterlichen Keller aufgetrieben habe (zum Glück konnte er sich daran erinnern, dass wir so was haben und wo diese waren) in den neuen seitlichen Holzleisten einschlagen. Da ich das Verdeck nicht nochmals abschrauben wollte, um auf festen Untergrund die Nägel einzuschlagen, habe ich einfach mit einem großem Hammer „gekontert“. Es ging auch so.
Es war bis auf die Pritsche vollbracht. Es war auch Zeit, aufzubrechen. Diesmal lief alles reibungslos. Der Start, die Fahrt, diesmal geschlossen, nur hinten ohne Pritsche.
Intensiv wurde der Unimog begutachtet und bewundert, egal es welcher Perspektive er betrachtet wurde, es war alles in Ordnung. Ich bekam neuen TÜV

. Überglücklich hielt ich den Schein in Händen

! Am meisten freute mich nicht die Tatsache des bestandenen TÜVs, daran hatte ich keine großen Zweifel, sondern vielmehr die Tatsache, dass ungehindertem oben ohne Fahren jetzt nichts mehr im Wege stand und sich mein jahrelanger Traum erfüllt hatte, der bestandene TÜV war für mich der Abschlussmeilenstein, die Pflicht. Jetzt kam die Kür. Die Hochzeitszeitsreise an den Königssee. Am nächsten Tag sollte es frühmorgens losgehen. Ich wollte da aber einigermaßen komplett sein. Also ging es schnell wieder zurück, dort warteten schon Kollegen aus der Werkstatt, die mir bei der Montag der Pritsche behilflich sein wollten. Zum Glück hatten die es nicht so eilig, am Freitag Nachmittag nach Hause zu kommen, sondern standen noch gemütlich auf ein Bier zusammen, das natürlich auf mich ging

.
Jetzt ging es an eine der letzten Hubwagerl-Euro-Palettenfahrten. Viele male hatte ich schon im Laufe der Restauration Arbeitstische, Kisten und Komponenten, die auf rangierbar auf Europaletten standen, quer durch die Werkstatt und dem Hof davor geschoben. Jetzt stand eine der letzten Fahrten an. Kurz die Pritsche auf der Palette vor die Werkstatt gezogen, dort stand schon der Stapler bereit. Dank dem Steinbock und zwei helfenden Händen war die Pritsche schnell auf den Unimog bugsiert. Ohne Pritsche sah er schon verdammt gut und martialisch aus, aufs Wesentliche reduziert, Kabine für Fahrer und Beifahrer, der Rest Arbeitsmaschine, aber mit Pritsche war es halt einfach praktischer. Dann noch den Kippzylinder von unten verschraubt und kurz die Kippfunktion gestestet. Kipper kippte. Dann kamen zum Schluss noch die Bordwände. Eigentlich fehlte jetzt noch der Frontkraftheber und die Stoßstange. Aber dafür hatte ich keine Lust mehr. Die Unimog stand zu sehr verlockend mit seiner offenen Fahrertür da. Er lud sehr verlockend zu einer Ausfahrt ein. Da konnte ich nicht widersehen. Mit TÜV-Segen und breitem Grinsen

bin auch zu einer ersten Testfahrt in die Umgebung aufgebrochen und über die Dörfer und die herrlichen Landstraßen im bayrischen Oberland gefahren. Es war unvergleichlich und ist schwer in Worte zu fassen. Ich lasse es lieber. Ich glaub jeder von Euch kann sich grob vorstellen, was dies für Glücksmomente für mich waren.
Wie es weiter geht erzähl ich Euch morgen in der Gschicht über die Hochzeitsreise zum Königssee.
Viele Grüße
Euer Martin