- 19.07.2005, 02:38
#71547
Salü Ralf.
Zum Thema Isolation gibt es viele Meinungen und Ansichten und mindestens ebenso viele Möglichkeiten mit doppelt so vielen "Fallen".
Für den Fahrzeugbau würde ich zwei verschiedene Aufbauten verwenden und empfehlen.
Die Aussenhaut besteht aus Stahl- oder Aluminiumblech, imprägnierte Mehrschichtplatten oder GFK. Auf der Innenseite würde ich 3-5 mm starke gepresste Holzfaserplatten (Rückwände in Kleiderschränken) oder, bedingt wegen dem Eigengewicht, Mehrschicht- oder MDF - Platten verwenden
Verwendet man EPS - Platten ("Styropor") dann mindestens "PS20"- Platten verwenden. dann sollten die Platten mindestens 3 Monate an einem warmen, gut gelüfteten Raum gelagert werden, damit die Platten ausgasen und schwinden können. Oder man besorgt sich gleich Fassadendämmplatten. Die sind abgelagert und nochmals auf Mass geschnitten, damit sich durch das Schwinden keine Fugen mehr bilden können.
a.) flächige Klebung:
Gefälzte und gefinierte XPS - Platten, auf Aussenhülle kleben. Der Kleber muss mittels Zahnspachtel vollflächig aufgetragen werden, da sich sonst in den Hohlräumen Kondenswasser, ugs. auch Schwitzwasser genannt, bilden kann. Die Falze verhindert die durch "schwinden" und "arbeiten" der Platte bedingte Bildung von Ritzen und Fugen die eine Wärmebrücke, verbunden mit Tauwasseranfall, verursachen. Da die XPS - Platten sehr zäh und biegesteif sind, muss ein 1A Kleber auf Dispersions-, PU - oder Acrylbasis verwendet werden. Selbstverständlich muss der Klebegrund entsprechend vorbehandelt und tragfähig sein. Einige Probeklebungen sind ebenfalls zu empfehlen. Die innere Beplankung ebenfalls aufkleben oder mit Grobgewindeschrauben befestigen.
Die Stösse der Holzfaserplatten mit doppeltem Nutprofil einfassen, oder leimen.
b.) geschraubt, mit Hinterlüftung (mein pers. Favorit)
Auf der Aussenhülle Hutprofile oder Leisten (z.B. Alu Vierkantrohr) befestigen (bei Metallen Profil mit Silikon kleben und nieten oder schrauben). Die Isoplatten mit Silikon oder Doppelklebeband auf den Profilen fixieren. Die Innenbekleidung anpassen und durch die Isolation auf die Profile schrauben. Umlaufend, von der Unterseite her, Lüftungsgitter oder mit Lochblech abgedeckten Lüftungsschlitz einbauen. Durch die Hinterlüftung wird anfallendes Kondens- oder Leckwasser abtransportiert und durch die Luftzirkulation ein gewisser Kühleffekt ermöglicht.
Der Clou: (man hat genügend Nutzlast vorrätig)
In der Nasszelle ist es möglich, auf beidseitig mit Baukleber und Gewebe beschichteten XPS - Platten, z.b. "PCI Fliesenelement", einen echten Fliesenbelag zu legen.
Bei der Variante mit der Hinterlüftung ist es auch denkbar den Aufbau von innen nach Aussen aufzubauen. Isolation provisorisch befestigen, auf Abstandshalter mit Tellerscheiben wird die äussere Blechbekleidung auf der Inneren Bekleidung festgeschraubt.
Noch Fragen? Dann bei den "Hintergrundinfos" weiterlesen.
Grüsse Bodensee,
fuxel
Hintergrundinfos:
Zunächst eine kleine Baustoffkunde
Isolationen können aus folgenden Materialien bestehen:
Papier (lose)"Isoflock", Kork, Baumwolle (lose), Mineralfaser wie Stein- und Glaswolledämmplatten, z.B. "Rockwool und Isover", und den Polystyrolhartschaumplatten aus Polyurethan (PU), z.B. "Puren", expandiertem (EPS/PS), z. B. "Styropor und extrudiertem (XPS) Polystyrol, z.B. "Styrodur / DOW"
Zum Verständnis ein Beispiel anhand einer Mauer:
Warme Luft speichert mehr Wasserdampf als kalte. Dadurch steigt der Dampfdruck, und der Wasserdampf diffundiert zur "kalten und trockenen" Seite durch die Mauer. Am sogenannten Taupunkt ist der Wasserdampf soweit abgekühlt, dass dieser kondensiert. Dieses Kondens- / Tauwasser wird durch die Kapillarwirkung zur trockenen Seite transportiert und verdunstet an der Oberfläche. Fällt mehr Tauwasser an, als zur Oberfläche transportiert werden kann, so wird der Werkstoff durchnässt und beginnt zu verrotten. In der Isolation werden die, für die Isolierwirkung verantwortlichen, Hohlräume mit "wärmeleitendem" Tauwasser gefüllt.
Da Isolationen aus Papier, Baumwolle und Mineralfaser Wasser "ziehen" und speichern, sind sie nur bedingt oder gar nicht für Isolationszwecke im Fahrzeugbau verwendbar. Im Hausbau muss dann auch der Taupunkt, mit dem damit verbundenem Tauwasseranfall, beachtet werden und mit verschiedenen Dämmdicken, Dampfbremsen, -sperren und Hinterlüftungen gearbeitet werden.
PU - , EPS - und XPS - Platten sind je nach Dichte mehr oder weniger Dampfdiffusionsoffen. Die "dichtesten" Platte ist die XPS - Platte, gefolgt von den EPS 30 - Dämmplatten, im Fachjargon auch Perimeterdämmung genannt.
Die XPS - Platte vereint die Merkmale der dampfdiffusionsdichten, wasserabweisenden, Isolationsplatte mit der höchsten Wärmedämmung. Sie ist jedoch die zäheste, biegesteifeste und nahezu unverrottbare Isoplatte, mit einer speziellen Problematik im Bezug auf die Haftung mit anderen Werkstoffen. Leider auch die teuerste und lässt sich zu allem Überfluss noch schlecht mit dem Messer schneiden. Die XPS - Platte hat die Masse 1200 x 620 mm, kann von 10 bis 140 mm dick sein, mit oder ohne Stufenfalz mit den Oberflächen "sägerauh, glatt und gefiniert", in der Dichte von rund 33kg/m³,
Zuletzt geändert von fuxel am 20.07.2005, 12:54, insgesamt 1-mal geändert.
fuxel
Allefänzig isch, wenn oner it so welle hot, wie en andre gmonnd hot daß er hett wellen sotten« (Paul Fischer, Narrenmutter von Überlingen 1966-83)