Herzlich willkommen

[bogge]

Servus allerseits,

habe da mal eine Frage/Anliegen an die Hydrauliker unter euch und bitte euch um Bestätigung oder aber Korrektur meines Vorschlages.
Um die Drehrichtung einer Zahnradpumpe zu ändern müßte man doch nur das eigentliche Pumpengehäuse (meist aus Alu) andersrum einbauen, so daß die Fläche, die ursprünglich am antriebsseitigen Flansch anlag, sich nun am hinteren Deckel befindet.
Habe ich recht oder liege ich falsch?
Grund meiner Frage ist der, daß ich eine Pumpe, die ich an meinem Unimog vorne betrieben habe nun an meinem Schlepper hinten anbauen möchte, aber keine andere Pumpe kaufen will, da die jetzige nur eine Saison alt ist.

Grüße
Markus

[OPTI-MOG]

Hallo Markus,

Umbau ist möglich. Es müssen die sogenannten Brillen jeweils um 180° gedreht eingebaut werden, aus der Saugseite wird die Druckseite (am Gehäuse) und umgekehrt. Wenn die Pumpe aber schon in der einen Drehrichtung länger gelaufen ist, wirst Du nach dem Umbau möglicherweise keinen guten Wirkungsgrad mehr erreichen.

[bogge]

Hallo Christoph,

vielen Dank für die schnelle Antwort. Die Pumpe hat höchstens 10h drauf, ist also neu. ich habe schon mal eine alte Pumpe zerlegt und gedreht und dort auch die Brillen und Ölkanäle gesehen. Allerdings ist mir deren Funktion nicht ganz klar. Weiß Du darüber mehr?

Grüße
Markus Beck

[OPTI-MOG]

Hallo Markus,

bei den handelsüblichen Zahnradpumpen handelt es sich um druckkompensierte Pumpen, d.h. die Brillen werden mit einer relativ geringen Kraft an die Stirnseiten der Zahnräder gedrückt, um Leckverluste zu minimieren. Das wird erreicht durch ein ausgeklügeltes Sytem von O-Ringabdichtungen, die in den Brillen integriert sind. Die Abdichtung wird sozusagen vom Drucköl gesteuert. Deshalb ist die Konstruktion auch nur in jeweils einer Drehrichtung zu betreiben. Aber durch Drehen der beiden Brillen in oder gegen (ist ja egal) Wellendrehrichtung um 180° wird dann die Saug- zur Druckseite und umgekehrt, und die Drehrichtung ist damit umgestellt. Leider finde ich spontan keine bildlichen Darstellungen dazu, aber such mal bei BOSCH Rexroth, die haben üblicherweise frei zugängliche Prinzipdarstellungen auf ihrer website.

Im folgenden Katalog findest Du schon mal einige Details: http://www.boschrexroth.com/ics/Home.cf ... lter=10087

[bogge]

Hallo Christoph,

vielen Dank für die Erklärungen. Es bedarf keiner weiteren Bilder mehr. Prinzip verstanden. Aber die Drehrichtungsänderung müsste doch trotzdem auch bei alten Pumpen ohne Wirkungsgradverschlechterung funktionieren. Selbst wenn sich die Zahnflanken aufeinander eingelaufen haben. Wenn ich die Richtung ändere, treffen ja nun zwei "neue" Flanken aufeinander. Und wenn der der Spalt am Gehäuseumfang zu groß geworden ist, war er das bisher auch schon.
Egal, ich weiß nun, ich kann meine Pumpe beruhigt drehen.

Besten Dank nochmals
Markus

[Herbylix]

Hallo Markus!
Zu der ganz tollen Erklärung von Christoph möchte ich noch hinzufügen, die Einbaulage der sogenannten Brillen lässt das Lecköl der Druckseite auf die Saugseite laufen und gewährleistet somit auch, dass der Simmering der Antriebswelle nicht den Arbeitsdruck abbekommt.

Aber Vorsicht, ich habe schon Zahnradpumpen erlebt die nicht so einfach reversibel sind, da musste ich schon Kanäle verschließen und neue Ablaufnuten einarbeiten, damit es passte und funktionierte.

[OPTI-MOG]

Hallo Markus,

theoretisch hast Du nicht ganz unrecht mit Deiner Aussage, daß nach der Drehrichtungsumkehr "zwei neue Zahnradflanken" aufeinandertreffen. Da es sich aber praktisch um ein "Nullspielsystem" handelt und die Wellen in jeweils anderen Lagern laufen, kann es schon zu Problemen nach dem Umbau führen. Die Hersteller lehnen daher naturgemäß jede Gewährleistung nach einem bauseitigen Umbau ab.

Zu Herbylix's zutreffender Ergänzung kann ich auch noch etwas hinzufügen, was aber jeder, der sich eine Zahnradpumpe genau ansieht, selbst feststellen kann. Der Wellendichtring einer Zahnradpumpe dichtet nicht von Innen nach Außen, so daß kein Öl austreten kann! NEIN! Er dichtet von Außen nach Innen, damit keine Luft eintreten kann. Denn die Antriebswelle ist mit der Saugseite verbunden, in der "Unterdruck" herrscht. Wenn der Wellendichtring defekt wird, sterben die Pumpen demzufolge an Kavitation.

[teufel421]

Hallo, was passiert den in der Pumpe wenn man die Pumpe falsch angesteuert hat?
hab nen Besen im Frontanbau mit einem Zapfwellengetriebe auf der Frontzapfwelle und beim beseitigen der Luft aus dem System mittels Unimogpumpe bin ich am Steuergerät hängen geblieben und hab kurzzeitig "verpolt".Folge: Öl kam aus dem Zapfwellengetriebe geschossen, hab alles zerlegt und festgestellt das das Öl durch den Wellendichtring der Pumpe kam. Die Frage ist ob in der Pumpe auch Dichtunge dabei zu Schaden gekommen sind oder ob es normal ist quasi als Überdruckschutz?

Vielen Dank schon mal

[Herbylix]

Hallo Teufel???
Die inneren Abdichten kommen dabei normalerweise (ausser bei extren hohen Ölmengen) nicht zu Schaden. Es ist aber sinnvoll, den Simmering, wo das Öl ausgetreten ist, zu wechseln.

[bolzendreher]

Hallo "Teufel",

normale Zahnrad-Hydraulikpumpen haben auf der "Saugseite" eine kleine Bohrung Richtung Antriebsseite der Pumpe, damit die Welle dort im Gehäuse auch geschmiert wird. Der RaWeDi, dichtet dann nach außen ab, wenn Du die Pumpe anders herum antreibst, ist auf der "normalen" Saugseite Druck drauf, und das kann der RaWeDi nicht aushalten.

Bei Axialkolbenpumpen siehts da anders aus, die kannst meist in beide Richtungen laufen lassen, aber da ist das Funktionsprinzip schon grundlegend anders.

grüße Clemens

[teufel421]

das heist : RaWeDi austauschen und alles ist gut?oder ist er evtl sogar noch iO oder sind in der Pumpe auf den Brillen auch irgendwelche Dichtungen zu tauschen?

Danke

[Mangusta]

Hallo,

wird eine Zapfwellenpumpe zwansläufig beschädigt, wenn sie (Front/Heckzapfwelle) kurzzeitig falschrum gelaufen ist?

Mit freundlichen Grüßen

Rolf

[Herbylix]

Hallo Rolf!
Wenn sie drucklos und nur kurze Zeit gelaufen ist, kann davon kein Schaden entstanden sein.

[benz]

Hallo zusammen,

ich grabe diesen alten Thread mal wieder aus weil ich etwas ähnliches vor habe.

Ich habe hier eine kleine Hydraulikpumpe mit Sauganschluß am Deckel und Druckanschluß im Antriebsdeckel. Die Anschlüsse benötige ich seitenverkehrt und die Pumpe läuft dann auch gegen die momentan angegebene Drehrichtung.

Das ganze ist strömungstechnisch sicher nicht optimal aber da kein wesentlicher Druckaufbau stattfindet, denke ich mal einen Versuch wert.

Oben ist beim Drehrichtungswechsel das tauschen der Brillen genannt.

Ich habe diese Anleitung gefunden und da wird darauf hingewiesen das die Brillen nicht getauscht werden dürfen. Was ist nun richtig?

[OPTI-MOG]

Hallo Reiner,

wenn eine Pumpe geeignet ist für den Umbau auf die andere Drehrichtung, sollte dies nur gemacht werden, wenn sie neu oder nur ganz kurz gelaufen ist.