- 15.09.2015, 08:32
#474755
Hallo Sven, hallo Jürgen,
ich galube hier wird Einleiter-und Zweileiterbremsanlage vermischt.
1) einen roten Kupplungskopf zum Anhänger alleine gibt es nicht.
Bei der Zweileiteranlage ist der Vorrat mit dem roten Kupplungskopf und die Steuerleitung mit dem gelben. Beim Kuppeln darf rot nie alleine stehen, d.h. beim Ankuppeln erst gelb, dann rot, beim Abkuppeln erst rot dann gelb!
Bei der Einleiter-Bremsanlage gibt es nur einen schwarzen Kupplungskopf, folglich gibt es auch keine Reihenfolge bei der Vorgehensweise zu beachten.
2) Bei der Zweileiter-Anlage zeigt der weiße Zeiger den Kesseldruck an. Die gelbe Leitung ist die Steuerleitung. Steht sie unter Druck, bremst der Anhänger über das Anhängerbremsventil. Der rote Zeiger zeigt den tatsächlichen Ansteuerdruck in der gelben Steuerleitung an. Je stärker man auf die Bremse tritt, je größer wird der Druck in der Steuerleitung. Dieses wird vom roten Zeiger angezeigt. Zieht man die Handbremse, so steigt ebenfalls der Druck in der Steuerleitung und der rote Zeiger zeigt ebenfalls den Druck an. Dabei kann die Handbremsfunktion auch mechanisch an das Anhängersteuerventil gegeben werden (ist den 411ern und bei den 404ern ohne Bremskraftverstärker die ich kenne so).
Ist der Vorratsbehälter am Zugfahrzeug leer und die Handbremse angezogen steigen bei Druckaufbau beide Zeiger gleichmäßig an. Wird die Handbremse gelöst, wird die Steuerleitung entlüftet und der rote Zeiger läuft zurück auf "0".
Ist die Handbremse nicht angezogen, so steigt nur der Druck in Vorrat an, die Steuerleitung bleibt entlüftet, der rote Zeiger zeigt keinen Druck an und bleibt bei "0".
Bei der Einleiter-Bremsanlage ist das anders. Hier ist auf der schwarzen Leitung immer Druck. Damit wird der Vorrat des Anhängers gefüllt. Wird die Bremse betätigt, fällt der Druck. Daher kann auch beim Bremsen der Vorrart nicht weiter gefüllt werden. Das hat dazu geführt, dass dieses Bremssystem heute nur noch in wenigen Fällen (<25km/h etc.) zulässig ist. 1971 gab es eine wesentliche Änderung der Vorschriften. Da der rote Zeiger mit der (schwarzen) Leitung verbunden ist, zeigt er den Druck in der Leitung an. Wenn die Bremse betätigt wird, fällt der Druck, was der rote Zeiger dokumentiert. Der weiße Zeiger zeigt wie bei der Zweileiter-Bremsanlage den Druck im Vorratsbehälter des Zugfahrzeugs.
Der Betriebsdruck ist bei den beiden Anlagen unterschiedlich. Die Zweileiter-Bremsanlage arbeitet mit 7,3bar, die Einleiterbremsanlage mit 5,3 bar. Hierfür ist der Druckregler (beim Unimog 411er auch "Reifenfüllflasche" genannt) verantwortlich.
Bei kombinierten Einleiter-Zweileiter-Anhängersteuerventilen hat der Vorrat der Zugmaschine den höheren Druck, das Anhängersteuerventil regelt den Druck in der Einleiter-Anlage herunter. Der Anhänger Vorrat hat dann den entsprechenden Druck, je nach dem welche Anlage verbaut ist.
Gemeinsamkeiten beider Systeme:
- der weiße Zeiger zeigt den Vorrastsdruck der Zugmaschine an
- der rote zeigt den Druck in der Leitung vom Anhängersteuerventil zum Anhängerbremsventil an
(also nach dem Anhängersteuerventil)
Unterschiede:
- bei der Zeileiter-Bremsanlage ist die Steuerleitung gelb und nur beim Bremsen mit Druck beaufschlagt
und der rote Zeiger zeigt den tatsächlichen Steuerdruck an
- bei der Einleiterbremsanlage ist die schwarze Leitung Steuer- und Vorratsleitung in einem (daher der Name "Einleiter")
und die schwarze Leitung wird beim Bremsen entlüftet und der rote Zeiger zeigt bei einer Vollbremsung keinen Druck an
- Die Zweileiter-Bremsanlage arbeitet mit 7,3bar, die Einleiter-Bremsanlage mit max. 5,3bar
In der Wissensdatenbank sind hierzu auch Informationen von Ulli zusammengetragen. Hier findet sich auch der Hinweis zur schweizer Zweileiter-Bremsanlage, die nicht zu unserer (EG-konformen) Zweileiter-Bremsalnage kompatibel ist. Sie ist der Einleiteranlage in der Funktion ähnlich.
Gruß
Markus
P.S.: Bei diesem Beitrag handelt es sich um die Wiedergabe meine persönliche Kenntnis, für die Richtigkeit kann ich keine Gewährleistung übernehmen (Muss bei so einem sensiblen Thema wie der Bremsanlage gesagt werden).
Wer an Bremsanlagen arbeitet, sollte über die nötigen Fach- und Sachkenntnisse verfügen!
Gruß
Markus
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