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Herzlich willkommen auf der Unimog-Community-Website. Seit 1999 treffen sich hier die Mercedes-Benz Unimog- und MBtrac-Enthusiasten zum Meinungsaustausch und Fachsimpeln.

Hier werden Fragen zur Technik und zur Restauration des Unimog gestellt.

Moderator: stephan

#557571
Hallo,

Ich bräuchte mal Eure Einschätzung zu folgendem kritischen Sachverhalt:

Bei der letzten Überstellungsfahrt bin ich mit meinen U1000+Hubsteiger+Frontlader, keine Motorstaubremse (ca 7.4to GG) nach ca 3Monaten Standzeit 30km über hügeliges Gelände mit VMax 40kmh Bergauf/Bergab unauffällig gefahren.

Als ich dann ins Flache kam und nach ca 5km auf einen Kreisverkehr in einer grösseren Stadt zusteuerte und normal bremsen wollte, stieg ich plötzlich ins Leere (Bremspedal fühlte sich an wie Kupplungspedal) und rollte ungebremst mit ca 20kmh in den Kreisverkehr ein. Um Gröberes zu verhindern versuchte ich mit dem 7.4to um den Kreisverkehr zu balancieren, was natürlich aufgrund des hohen Schwerpunkts nicht gelang und ich meinen schönen Mog auf die Seite legte und unsanft von einer Betonwand gestoppt wurde…

Die Folgen brachten mir immerhin einen Beitrag im örtlichen Fernsehen und sind hier nachzulesen:

https://www.noen.at/krems/in-kreisverke ... -275765921

Die gute Nachricht, niemanden was passiert. Der Kreisverkehr war nahe eines Einkaufszentrums Samstag Mittags, aber zum Glück keine Fussgänger und Fahrzeuge vor Ort und auch die erst vor 3Monate eingebauten Gurte haben sicher geholfen, und obwohl geplant zum Glück die Kinder diesmal nicht mitgenommen…

Das Interessante ist, dass nachdem der Mog nach 3h wieder vom Kran aufgerichtet wurde, gingen die Bremsen wieder problemlos (im Schritttempo) und auch die Federspeicher waren zu.

Jetzt 5 Monate später ist der Mog wieder soweit hergerichtet, ist zwar noch a bisserle schief aber kann zumindest am Hof seine Arbeit wieder verrichten. Auf die Strasse traue ich mich damit allerdings aufgrund der obigen Vorkommnisse immer noch nicht …

Drum meine Frage, was kann das gewesen sein?

Nach Gesprächen mit diversen Unimog/LKW Erfahrenen folgende Hypothesen:
- Bremsflüssigkeit zu alt (wurde aber für den letzten TÜV 2020 gewechselt)
- Druckluft leer (sollten da aber nicht die Federspeicher zu gehen?)
- Bremsenbeläge verglast/heiss gelaufen (Bremsversagen war aber schon nach ca 10km Fahrt in der Ebene, nicht mehr in den Weinbergen)
- Ausfall BKV (hat man da bei der kombinierten Bremse gar keinen Pedalwiderstand? haette angenommen, dass man nur fester reinsteigen muss)
- Ausfall beider Bremskreise (gleichzeitig, unwahrscheinlich, oder?)

Jetzt nach ca 5Monaten Standzeit leuchtet plötzlich die Differenzdruck Kontrollleuchte auf und in einem der 2 Bremsflüssigkeitsbehälter ist ca 1cm weniger Flüssigkeit zu sehen. Inwieweit das damit zu tun hat, weiss ich nicht.

Was halt echt dumm ist, ich trau mich mit dem Mog jetzt nicht mal mehr zum nächstgelegenen Mechaniker fahren, da ich nicht weiss, ob das jederzeit wieder passieren kann…Inzwischen bin ich schon so paranoid, dass eine Theorie ist, dass ich einfach nur Bremspedal mit Kupplungspedal verwechselt habe. Dann wäre es aber langsam an der Zeit den Führerschein abzugeben und aufs Fahrrad umzusteigen...

Wie würdet Ihr das ganze angehen?

Grüsse,
Michael (der jetzt weiss, dass eine Feuerwehrkranstunde 1600EUR kostet…)
#557573
Hallo,

ich hab bei meinem 1300l auch schon ins Leere getreten. Ursache war ein hängender Bremssattel vorn, damit Überhitzung und Dampfblasenbildung in der Bremsflüssigkeit. Auch wenn ein Kreis ausfällt, trittst du mit dem Pedal erstmal quasi ins leere, erst nach loslassen und erneutem treten kam ein wenig Bremswirkung. Alternative in dem Fall ist das dosierte Abbremsen mit der Feststellbremse. Die ist dafür ausgelegt, sollte man aber mal üben. Auf keinen Fall einfach komplett zumachen, dann gibt's 'ne Vollbremsung an der Hinterachse mit qualmenden Rädern.

Bei Druckluftausfall sollen (zumindest bei neueren Fahrzeugen) die Federspeicher nicht direkt und unkontrolliert zu machen sondern erst bei kontrolliertem Bremsen mit dem Feststellbremsventil. Du kannst dann einmal dosiert entlüften, mangels Luft dann die Bremse aber nicht mehr lösen.

Allgemein könnten es folgende Defekte sein:
1. Druckluftausfall, da hätte aber zumindest die Warnleuchte angehen müssen und du hättest es auch am Manometer sehen müssen
2. Bremse schleift aufgrund hängendem Bremssattel (auch unmerklich), führt recht schnell zu erhitzen und Dampfblasenbildung, umso mehr, je älter die Bremsflüssigkeit. Bei vorhandenen Bremsabdeckblechen an den Rädern sollte generell eine Bremsflüssigkeit mit höherem Siedepunkt gewählt werden.
3. Leck in der Bremsanlage, hier müsste die Differenzdruckwarnlampe bei zu großem Druckunterschied angehen und man sieht, dass in mindestens einem Behälter der Füllstand sinkt.
4. Bremszylinder oder Hauptbremszylinder defekt, kann auch zum absinken des Bremsflüssigkeitsstandes führen.

Verglaste Bremsbeläge schließe ich mal aus. Die führen weder zum Tritt ins Leere noch sinkt dadurch der Stand der Bremsflüssigkeit.

Welche Ausführung der Bremse hat dein U1000? Die älteren hatten noch eine Ansteuerung der Bremse per Seilzug, die neueren Steuern per Druckluft den Bremszylinder am Hauptbremszylinder an. Reißt der Seilzug, geht nichts mehr, ist keine Luft da bei der anderen Variante auch nichts. Ersteres kann man ausschließen, wenn später wieder alles funktioniert hat. In beiden Fällen hilft nicht "fester reintreten", da keine mechanische Verbindung besteht wie bei einem reinen Bremskraftverstärker.

Gruß,
Michael
#557575
Hallo,
mein name ist emil kohl
bei meinem 406er war das genauso. totales Bremsversagen nach längerer Fahrt.
ich fuhr auf eine rote Ampel zu und habe ins Leere getreten. Puls 180. Da ich weitgenug von der Ampel entfernt war, konnte ich das Ding zum stehen bringen.
Auf dem Parkplatz am Museum, Haube auf und siehe da, Bremsflüssigkeit kochte aus dem Behälter.
Nach einer Pause habe ich die Bremse probiert und sie ging wieder normal.
Zu Hause, Rad runter da sah man das Problem. Ein Bremsbelag war bis aud das Eisen runter.
Alle Anderen war noch gut (sehr gut). Die Staubmanschette vom Bremskolben war verbrannt.
Das heist, die Scheibe muss geglüht haben, weil der Bremskolben fest war.
Reperatur: Alle Bremssättel raus und neuen Kolben und Manschetten .
Gruß Emil
#557581
Hallo Michael,

das Problem mit dem totalen Bremsversagen hatte ich auch mal. Allerdings nach weniger als 5 km nach dem losfahren. Ich hatte auch Glück und kam an der roten Ampel noch rechtzeitig hinter dem Pkw vor mir zum stehen. Ursache war ein defekter Hauptbremszylinder. klick
Kann das leider nicht direkt verlinken, aber schau mal unter: vorstellung-von-ingo-mein-u1000-t84656-45.html , Seite 4, Beitrag vom Sonntag 7. August 2016, 20:09
#557624
hm, Eure Schilderungen beruhigen mich ja weniger als dass sie mich nervös machen.

Klingt irgendwie als ob es nicht so unüblich ist, dass mal die Bremse ausfällt. Und die Ursachen irgendwie aus der Kabine heraus nicht erkennbar sind:-(

Fehlende Druckluft und Differenzdruckprobleme schliesse ich eher aus. Hab zwar nicht bewusst auf die Anzeigen geachtet, aber eine rote Lampe wäre mir dann wahrscheinlich doch wohl aufgefallen...

Ich würde dann mal die Reifen runternehmen und die Beläge ansehen. Nachdem er jetzt ja wieder bremst, wäre ein hängender Bremssattel irgendwie am naheliegensten.

Welches Bremssystem ich habe, weiss ich grad nicht, ist aber ein u1000 von 1981, also eher ein älterer.

Grüsse Michael
#557627
Hallo Michael,
ich kling jetzt vielleich überheblich, aber wenn die Bremse in Folge von Überhitzung bei relativ kurzer Fahrstrecke ausfällt lag in den meisten Fällen bereits vor Fahrtantritt ein Wartungsfehler vor.
Also, bei Dir muss die Bremse durch einen Fachmann geprüft / instand gesetzt werden.
#557630
Liebe Unimog-Freunde,

"ins Leere treten beim Bremsen" kann physikalisch bedingt nur von drei Ursachen kommen:
1. Bremsflüssigkeitsbehälter leer (eventuell in Verbindung mit 2.)
2. Leckage an Dichtungen oder durch bersten einer Leitung (Verlust von Bremsflüssigkeit)
3. Dampfblasenbildung bei überalterter Bremsflüssigkeit (zu hoher Wasseranteil) ausgelöst von erhitzten Bremsenteilen
#557635
Guten Morgen Michael,

was eine nervenaufreißende Geschichte..... :cry: :shock:

Zum Thema Bremsen kann ich wirklich nur empfehlen das Abbremsen mit der Handbremse zu üben.
Wir hatten die Situation auch schon das mehre Bremsleitung im Wald durch einen Ast beschädigt wurden, Gott sei Dank konnte durch einen gefühlvollen Einsatz der Handbremse schlimmeres verhindert werden.

Durch einen hängenden Bremssattel kann ein Versagen der Bremse durchaus möglich sein, ich würde die Geschichte mal von einem Bremsenfachmann überprüfen lassen.
#557657
Hallo
hansi262262 hat geschrieben:stieg ich plötzlich ins Leere (Bremspedal fühlte sich an wie Kupplungspedal) und rollte ungebremst mit ca 20kmh in den Kreisverkehr ein.
Die Pedalgegenkraft entsteht nur im Trittplatten- oder Motorwagenbremsventil und hat keinen Bezug zur Kraft am Hauptbremszylinder, es wird nur das Luftventil bertätigt. Bei den frühen 424 wurde das Motorwagenbremsventil über einen Bowdenzug betätigt, danach wurde das Ventil an der Stirnwand angeordnet und mit dem Pedal direkt bedient. Die Betätigung des Hauptbremszylinders erfolg durch Druckluft im Vorspannzylinder .
Ob Blasen in der Bremseanlage sind kann gar nicht am Pedal festgestellt werden, die einzige Gegenkraft ist die Regelfeder und der eingesteuerte Druck unter dem Schieberkolben. Es ist nur der Bremsdruck im Druckluftkreis spürbar. Schließt das Ventil nicht die Entlüftung, entweicht die Luft sofort nach außen und es entsteht kein Druckaufbau, weder im Vorspannzylinder noch am Fußpedal.
Den Fehler würde ich im Bremsventil zuerst suchen.
Ein anderer Kollege hier hatte vermutlich aus dem gleichen Grund einen schweren Auffahrunfall mit seinem 424..
Michael_Weyrich hat geschrieben:Leck in der Bremsanlage, hier müsste die Differenzdruckwarnlampe bei zu großem Druckunterschied angehen
wenn der schon eine hätte, dazu muss ein Differenzdruckventil verbaut sein.
Michael_Weyrich hat geschrieben:Reißt der Seilzug, geht nichts mehr, ist keine Luft da bei der anderen Variante auch nichts.
der Seilzug ist nur zwischen Pedal und Ventil, die Funktion ist die gleiche, in jedem Falle muss Luft zum Bremsen vorhanden sein, der Seilzug betätigt nicht den Hauptbremszylinder.
Michael_Weyrich hat geschrieben:. Auch wenn ein Kreis ausfällt, trittst du mit dem Pedal erstmal quasi ins leere, erst nach loslassen und erneutem treten kam ein wenig Bremswirkung.
Dann wäre ein Tandem-Hauptbremzylinder sinnlos, denn genau hier liegt seine Sicherheitsfunktion. Der zweite Kolben des HBZ wird bei Ausfall eines Kreis vom anderen mechanisch betätigt, es muss dabei der Leerweg des ausgefallenen Kreis überwunden werden. Der zweite Kreis arbeitet dann ganz normal. Das ist aber bei der Betätigung durch den Vorspannzylinder nicht spürbar, der schießt relativ schnell nach vorne, bis der 2. Kreis Gegendruck aufbaut.
Kurz gesagt, alles was hinter dem Bremsventil passiert ist am Pedal nicht spürbar. Das System heist Fremdkraftbremsanlage, der 406 hat eine Hilfskraftbremsanlage, die arbeitet vollkommen anders. Deshalb sind quervergleiche nur im hydraulischen Kreis möglich.
OPTI-MOG hat geschrieben:"ins Leere treten beim Bremsen" kann physikalisch bedingt nur von drei Ursachen kommen:
am Pedal spürt man noch nicht mal, ob der Haupbremzylinder physikalisch überhaupt noch da ist.
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#557726
Hallo Zusammen,

danke für das weitere gemeinsame Überlegen.

Was ich noch vergessen hatte, ich war mehrmals auf die Bremse gestiegen, ohne einen veränderten Effekt zu erkennen.

Was mich etwas verwirrt bei Euren Ideen, wie kann bei einer kombinierten Bremse, die Bremsflüssigkeit heiss werden? Die kommt ja beim 424 gar nicht bis zu den (eventuell heiss werdenden) Bremsteilen. Unabhängig davon, war sie ca 8 Monate alt...

Helmut, Deine Annahme mit dem Bremsventil kommt mir schlüssig vor. da werde ich mal anfangen zu suchen...Was irgendwie halt komisch ist, dass jetzt wieder alles funktioniert (bei 20kmh Fahrt am Hof)... Also vielleicht doch einfach keine Luft mehr im System vorhanden gewesen und vielleicht die Anzeige defekt...

Ich üb jetzt mal auf jeden Fall die Handbremsbremsung. Sicher ist sicher...

Grüsse, Michael
#557733
Hallo Michael,
So wie ich Helmut verstanden habe, hat der 424 eine über Luftdruck angesteuerte hydraulische Bremse. Also kommt sehr wohl die Bremsflüssigkeit mit den möglicherweise heißlaufenfen Bremsen in Kontakt.
#557736
Hallo
ein bisschen intensivere Beschäftigung mit dem Thema Bremssysteme ist schon mal Vorraussetzung, un überhaupt zu wissen, von was man redet. Danach kommt dann als nächstes Verstehen, was wie funtioniert und was wo passiert. Aber das ist auch bei den Tippgebern nicht wirklich erkennbar.
Bei deinen rudimentären Kenntnissen von Bremsen schlage ich vor, du lässt die Finger davon und beauftragst eine Fachfirma.
Lothar Ziegler hat geschrieben: 19.06.2018, 21:11 kennst Du das Gefühl, wenn Du Bremsen möchtest und nichts passiert?
Wie gesagt, da hat es einen Kollegen bei einem Auffahrunfall aus dem gleichen Grund böse getroffen, zum Glück hatte er eine Anbauplatte als vorderen Unterfahrschutz montiert, die ein Zusammenknautsche deutlich gemildert hat.
#557747
Hallo,

zur Beruhigung aller, ich mache gar nix an den Bremsen, da wie aufgrund meines inkompetenten oberen Kommentars ersichtlich ich da echt keine Ahnung habe;-) (Sorry, war natürlich ein Denkfehler von meiner Seite. Die Fahrschulprüfung dazu ist schon etwas her...)

Ich versuche nur Ideen zu sammeln, die ich dann meinem Mechaniker des Vertrauens übermitteln kann...

Grüsse,
Michael
#557750
OPTI-MOG hat geschrieben: "ins Leere treten beim Bremsen" kann physikalisch bedingt nur von drei Ursachen kommen:
(...)
3. Dampfblasenbildung bei überalterter Bremsflüssigkeit (zu hoher Wasseranteil) ausgelöst von erhitzten Bremsenteilen
Lass mal die "überalterte Bremsflüssigkeit" weg. Nicht umsonst wird bei Unimog mit Bremsabdeckblechen eine Bremsflüssigkeit mit erhöhtem Siedepunkt empfohlen, weil man sich da auch schon ohne hängenden Bremssattel mit der Kühlwirkung an der Grenze bewegt. Mit hängendem Bremssattel kann es da auch schon bei neuer Bremsflüssigkeit recht schnell zu Problemen führen. Meine Bremsflüssigkeit war damals auch kein Jahr alt.

Gruß,
Michael
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